Ich sitze am Schreibtisch vor dem Arbeitsplatzrechner und mausklicke irgendwas vor mich hin. Die Liebste kommt mit einer Tasse Kaffee für mich herbeigeschwebt und fragt: “Was machst du da eigentlich die ganze Zeit?”
“Och, dies und das… gerade bastel ich an meiner eigenen Website rum…” gebe ich zur Antwort.
Das genügt ihr, aber dann fällt ihr Blick auf die Schreibtischoberfläche im Bereich der Maus und ihre Miene verdüstert sich.
“Was hast du denn DA schon wieder gemacht?!”, fragt sie, erkennbar am Ende ihrer Kräfte über ein weiteres Vorkommnis häuslicher Verlotterung und Verwahrlosung. Tatsächlich befinden sich auf der unregelmäßig gemusterten Schreibtischoberfläche diverse Flecken, die ich bisher für eigenwillige Teile der Holzmaserung gehalten hatte.
Ich beschliesse, in die Offensive zu gehen und erkläre ihr die Sachlage: “Das ist die Musterung, mein Schatz. So ist das Holz …” antworte ich und versuche, meiner Stimme die solide Kompetenz eines Holzfachmannes oder Tischlers zu geben. Zum Beweis reibe ich ein bißchen mit dem Fingernagel an den Flecken rum.
Das hätte ich nicht tun sollen. Leider erweist sich aufgrund dieses Vorganges, dass es sich mitnichten um die Maserung des Holzes handelt, sondern um irgendwelche (wahrscheinlich Kaffee-) Flecken, die ursprünglich NICHT zu Holz oder Schreibtisch gehören.
Ich gebe mich ahnungslos. “Also, das ist ja echt ein Ding, dass die einem das so liefern! Das waren besimmt die Möbelpacker, oder die Tischler beim Herstellungsprozess…”, versuche ich, den Hals aus der Schlinge zu ziehen.
Damit kann ich meine nicht nur bei der häuslichen Sauberkeit, sondern auch psychologisch allseitig beschlagene Gattin natürlich nicht beeindrucken. Sie hat sich inzwischen mit einem Schwammtuch bewaffnet und entfernt die Flecken. Ein Grinsen kann sie sich aber über meine Ausrede nicht verkneifen. “Also, wenn du fürs Scheisse erzählen bezahlt werden würdest, dann wären wir Milliardäre!”, kriege ich zu hören.
“Mein Schatz, ich WERDE fürs Scheisse reden bezahlt. Was meinst du, was ich da im Pflegeheim ständig mache? Leider nur für Niedriglohn…”