Das schreibt heute „Spiegel Online“ zur Lage in der Pflege: „Perversion des Kapitalismus“.
Jeder weiß es, jeder spricht und schreibt darüber, jeder zuckt die Schultern und sagt bedauernd, dass man da leider nichts machen kann usw.
Im Zweifel werden dann noch ein paar Sprechblasen von „Sachzwang“, „ökonomischer Vernunft“ und „es muß sich rechnen!“ gemurmelt, oder, wenn alles nichts hilft, auf die chronisch schlechte und gierige Menschnatur verwiesen, die – leider, leider – nun mal nichts anderes zuläßt als ausgerechnet die ganze Scheisse, die die Mehrheit immer nur schädigt und die kleine Minderheit der Eigentümer reich und reicher macht.
So müssen Kapitalismus-Fans es eben sehen: das bestimmungsgemäße FUNKTIONIEREN des Kapitalismus wird am Beispiel von „Mißständen“ für sie zur „Perversion“. Dabei sind die „Mißstände“ bloß die konseqente Anwendung des von allen geteilten Prinzipis: Bereicherung, und zwar um jeden Preis, den die Lohnarbeiter zahlen können und müssen.
Wer von Perversion redet, hält den Normalzustand dieser Ökonomie für gerade NICHT pervers – die REALEN Zustände dieser Ordnung, an der niemand Zweifel aufkommen lassen will („Freiheit!!“ und so), sollen sich dann immer am IDEAL blamieren: Kapitalismus voll super und der Markt sowieso das Geilste, aber – schlimm, schlimm – zugestandenerweise gibt es da vereinzelt „Perversionen“, die völlig unnötig den guten Ruf unseres Lieblingssystems beflecken!

