Die á priori Boshaftigkeit der asiatischen Supermacht

Wenn der „Spiegel“, das ehemalige Nachrichtenmagazin, mal nicht gegen den Iwan austeilt, nimmt er sich genauso zielerfassungsgenau den noch schlimmeren, weil tatsächlich sozialistischen Feind noch weiter im Osten vor.

Heute Abend ist der Aufmacher des nationalen Fachblattes für Feindaufklärung der Beitrag eines Professors für Journalismus, nebenher Volkswirt, der weiß, was er seinem Zeilenhonorar schuldig ist und schon zum Einstieg den freiheitlich-demokratischen Meinungsblitzkrieg eröffnet:

Der Chinese, von dessen Markt„wir“ – das so volksgemeinschaftliche wie verlogene „Wir“ kommt in der Kolumne ständig vor, so als sei sich der Autor der Brüchigkeit seiner beschworenen Einheit von Kapital und Lohnarbeit sehr bewusst – leider abhängig sind (was wiederum “gefährlich“ ist; warum, wird nicht erklärt), zeichnet sich durch eine psychologische Konstante aus, die uns aufgeklärten Demokraten völlig fremd ist: MACHTHUNGER!

Auch hierfür bemüht sich der Professor gar nicht erst, irgendwelche Belege anzuführen, sondern setzt das schlechte Urteil über den Konkurrenten aus Fernost beim Publikum voraus. Alles was dieser Staat da hinten so anstellt, um seinen Interessen in der Staatenkonkurrenz Geltung zu verschaffen, kann per definitionem unmöglich irgendeinen anderen Grund haben als schieren „MACHTHUNGER“ (wobei die Zielsetzungen des chinesischen Staatsladens ohnehin bei Demokraten wie Müller Verdacht auslösen, denn ein paar hundert Millionen Leute aus der Armut holen und in den nächsten 30 Jahren einen Sozialismus mit Wohlstand für alle Bürger aufzubauen KANN in seiner Perfidie einfach nur daran liegen, das dieser Staat in Form seiner Führung „machthungrig“ ist.)

Nachdem die á priori Boshaftigkeit der asiatischen Supermacht somit hinreichend erhärtet ist, holt Experte Müller verbal zum Weltkrieg aus: dass „der heraufziehende weltweite Konflikt“, den er beschwört, ausschließlich – und gegen den erklärten Wunsch der chinesischen Volksrepublik nach friedlichen Beziehungen zum gegenseitigen Vorteil – vom absteigenden “Westen“ betrieben wird (auf eine Weise, die kriminell und erpresserisch zu nennen nicht unsachlich wäre), interessiert Müller nicht.

Der Feind ist „autoritär und zunehmend aggressiv“, was jede Feindseligkeit unsererseits gegen ihn natürlich rechtfertigt. Ein Mitglied der BRD-Intelligenzija, das im verbreitetsten Publikationsorgan der Bourgeosie unverhohlen die Konfrontationstrommel schlägt: so wird das Publikum eingestimmt auf die kommenden Töne aus dem Kanzleramt, falls die Kandidatin der reaktionärsten, kriegstreiberischsten Gruppierung innerhalb des imperialistischen Parteienspektrums im Herbst erfolgreich sein sollte.