Ein Moment der Ehrlichkeit in der Hamburger Fachpublikation für Kapitalismuskunde – wie immer, wenn es um die conditio sine qua non des alternativlosen Endzustandes der menschlichen Entwicklung geht

Das wahre Drama der derzeitigen pandemiebedingten Schulschließungen, des Homeschoolings und dessen Auswirkungen auf Familien und Schüler sind nicht soziale und psychologische Folgen für die Kinder und Jugendlichen – Millionen müssen in unzumutbar beengten häuslichen Verhältnissen zuhause den Schulstoff bewältigen, Hunderttausende aus den ärmeren Teilen der Bevölkerung können sich die Technik für Homeschooling nicht leisten; laut einer Studie zeigen bereits ein Drittel der BRD-Schüler Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen durch die staatlicherseits erzwungene Dauer-Ausnahmesituation.

Nein, das wahre Drama sind natürlich die fehlenden Einkommen, die als Resultat des Bildungs-Lockdowns so zwangsläufig folgen werden wie der Blitz dem Donner, wie für den „Spiegel“ und jeden aufgeklärten Freiheits-Insassen feststeht.

Treffender kann man die Funktion des staatlichen Bildungswesens im Kapitalismus nicht auf den Punkt bringen: Schule und Bildung als Selektionsrampe für die Verteilung der Verdienstmöglichkeiten in der Klassengesellschaft.

Wer da nicht mithalten kann – und das werden aufgrund des Corona-Lockdowns und der Schulschliessungen anscheinend einige sein – wird schon in jungen Jahren auf den Haufen „nicht tauglich für die Leistungsgesellschaft und ihren Konkurrenzkampf“ absortiert bzw. kommt dann eben nur für die mies bezahlten Jobs in Frage.

Von letzteren gibt es zwar reichlich, aber bei weitem nicht genug für die Massen von Lohnarbeit suchenden Leuten, die irgendwie einen Lebensunterhalt benötigen. Den wiederum gibt es im Reich der Freiheit bekanntermaßen erstens nur GEGEN andere und (wenn man das Pech hat, zu dem Millionenheer der für die Kapitalvermehrung nicht benötigten menschlichen Kostenfaktoren zu gehören) zweitens nur unter entwürdigender „zum Leben zu wenig/zum Sterben zu viel“ staatlicher Vollkontrolle.

Die ökologisch-vegan-genderbewusste Mittelschicht, die hierzulande die Entscheidungsträger der politischen Kaste bildet oder zumindest wählt, hat mit dem Lockdown eher kein Problem, da sich ihr Nachwuchs in der Regel einer soliden Ausstattung mit den technologischen Mitteln für Remote Schooling, Home Office (samt den zugehörigen Kenntnissen, Internetverbindungen etc.) erfreuen kann, und im Zweifel Mami oder Papi zuhause ist und bei den schulischen Anforderungen Unterstützung geben kann.

Ein weiterer Aspekt des Lebens in der besten aller Welten, die sachkundige Qualitätsmedien in der Kategorie „Leider unvermeidlich“ abbuchen.