Geschichten die das Leben schrieb: Prioritäten

Ein neues Bild, das anstelle des vorigen an der Wand hängt, wird von der Frau nach ca. einer Woche bemerkt. Zumindest kommentiert sie es nach diesem Zeitraum erstmals.

Es entspinnt sich folgender Dialog:

Ich so: „Ich wollte mal sehen, wie lange es dauert, bis du es bemerkst..“

Frau so: „Natürlich hab ich es bemerkt. Du hältst mich wohl für minderbemittelt.

Ich: „Nein, du bist absolut ÜBERbemittelt…“

Nach einer geschickten Kunstpause füge ich noch an „… was den Haushalt betrifft.“

Der Köder wird geschluckt: „Nur im Haushalt?! Und sonst?“

Ich (in neutralem Tonfall): „Was große Zusammenhänge betrifft, geopolitische Fragen zum Beispiel oder die polit-ökonomische Struktur der Gesellschaft, die Funktionsweise des Kapitalismus und so weiter – da bist du tatsächlich etwas minderbemittelt.“

Die Frau schenkt mit ihr reizendstes Lächeln und gibt zuckersüß zur Antwort: „Ach, das geht mir alles am Arsch vorbei, solange ich kochen und putzen kann!“