Von etlichen Leuten höre ich die populäre und populistische, und durch und durch hetzerische Unterstellung, dass manche („Viele!!“, heißt es gern) lieber Bürgergeld beziehen würden, als arbeiten zu gehen. Damit wird den Leuten unterstellt, sie würden lieber Vater Staat auf der Tasche liegen, statt zu arbeiten und ihren Lebensunterhalt selber zu verdienen.
Sogar unter sogenannten Linken, gar „Kommunisten“, gibt es Flachzangen, die Gefallen daran finden, Bezieher staatlicher Transferleistungen als „Hartzler“ oder „Nazihartzler“ zu bezeichnen.
Diese erfolgreiche Ideologie der Klassenspaltung und der Aufhetzung einer Sorte Proletarier gegen die andere – nämlich die, die noch Lohnarbeit haben und die, die ausgemustert worden sind – ist gelogen.
Nicht die Sozialleistungen sind zu hoch, sondern die Löhne zu niedrig. 50 % aller Renten in der BRD liegen unterhalb der Armutsgrenze, die derzeit bei 1.250 Euro NETTO liegt.
»Probleme in der Sozialsicherung: Bürgergeld nicht der Ursprung
Zum anderen bemängeln Ökonomen auch, dass die Sozialleistungen in Deutschland wenig aufeinander abgestimmt sind. Das Problem sei nicht, dass sich arbeiten nicht lohne, sondern dass es sich nicht lohne, mehr zu arbeiten. Also: Von Teilzeit auf Vollzeit zu erhöhen, zum Beispiel. Oder eine Lohnerhöhung anzunehmen – weil dann Sozialleistungen wie das Wohngeld oder der Kinderzuschlag kräftig gekürzt werden. „Für manche lohnt es sich nicht, mehr zu arbeiten und zu verdienen, da ihre Abzüge nach der aktuellen Regelung zu hoch wären“, erklärte jüngst der Wirtschaftsforscher Prof. Andreas Peichl vom Münchner Ifo-Institut gegenüber IPPEN.MEDIA.Vor allem in Gegenden mit hohen Mieten, etwa in München, lohne sich ein höheres Bruttoeinkommen in bestimmten Einkommensintervallen kaum. Denn dann würden die Sozialleistungen, wie etwa das Wohngeld, so stark gekürzt, dass den Betroffenen teilweise netto sogar weniger bleibt. „Das bedeutet, dass es sich zwar immer lohnt zu arbeiten, aber für manche eben kaum“, erklärt Peichl.
Das Problem sei allerdings nicht plötzlich mit dem neuen Bürgergeld aufgetaucht: „Es besteht seit 50 Jahren, und zwar egal, wer an der Regierung war.“«
Quelle:
https://www.merkur.de/wirtschaft/buergergeld-debatte-statistik-amt-spricht-klartext-ueber-arbeitslosigkeit-in-deutschland-zr-92754291.html