An der Kasse bei Rossmann. Nachdem ich mir unter einigen Mühen diverse sonst nicht von mir gekaufte Kosmetik- und Hygieneartikel zusammengesucht habe – fragen kann man niemanden, denn es scheint nur eine einzelne Verkäuferin in dem riesigen Laden zu geben, und die sitzt an der Kasse – frage ich die Kassenkraft mit dem türkischen Namen, ob sie die einzige Mitarbeiterin ist.
„Ja, einige sind krank oder haben frei; bleibt alles an mir hängen…“ sagt sie, scheinbar bester Dinge.
„Kassieren, einräumen, Kundenfragen beantworten, und das alles im Schichtbetrieb – Respekt!“ bemerke ich.
„Ach, mir geht’s hier richtig gut“, antwortet meine Gesprächspartnerin, erkennbar zu einem Schwätzchen aufgelegt. „Ich war vorher 12 Jahre beim DM im Düsseldorfer Hauptbahnhof, dagegen ist das hier der reinste Urlaub…“
Ich bin verdutzt. „Wie jetzt? Ich dachte, DM wäre so ein guter Arbeitgeber…?“
„Stimmt auch“, sagt sie; „zahlen tun die gut und das Arbeitsklima ist nicht schlecht. Aber das Publikum im Hauptbahnhof…. das ist die Hölle.“
Sie hat sich in Fahrt geredet und lädt nach: „Also hier hat man echt seine Ruhe im Vergleich zum Hauptbahnhof. Und nach DM war ich bei ALDI…“ Sie wedelt mit der Hand vorm Gesicht, als wollte sie sich Luft zufächeln. „Ich sag Ihnen: nie wieder.“
Ich bin neugierig: „Inwiefern denn? Ist ALDI nicht besser als LIDL etc was das Arbeitsklima angeht?“
Sie: „Die zahlen ganz gut, aber dafür ist die Hetze enorm….Wenn wir da so geredet hätten wie wir jetzt, hätte ich schon einen Anschiß gekriegt. So wenig wie möglich sprechen, so so viel wie möglich arbeiten, das war da Vorschrift…Aber das ist ja überall so heutzutage. Und sparen wollen die alle immer an allen Ecken und Enden. Warum wohl?“
Die Frage geht an mich. „Damit möglichst viel für die Eigentümer und Aktionäre übrig bleibt“, gebe ich mich klassenbewusst.
Sie lacht wissend: „Genau! Ich sag Ihnen was: ich weiß Bescheid! Ich hab Bücher gelesen, wie wir verarscht werden. Über das Finanzsystem und so. Also, von mir aus kann die Revolution sofort kommen.“
Das höre ich natürlich gerne. „Ich bin dabei!“ entgegne ich ihr fröhlich und bedanke mich für die nette Unterhaltung, die von den mittlerweile fünf, sechs Leuten in der Kassenschlange mit größtem Erstaunen mitgehört wurde.