Geschichten die das Leben schrieb: der Ersatzmann

Die Frau und ich unterhalten uns anlässlich des Geburtstages eines jungen Verwandten über dessen Eltern. Seine Mutter hatte sich noch im Vorschulalter des Sohnes vom biologischen Vater getrennt und ihr neuer Partner fand sich zwangsläufig in einer Vaterrolle wieder, die er bereitwillig annahm und erfüllte. Der junge Mann ist inzwischen in seinen Zwanzigern und lebt und studiert im Ausland.

Die Liebste, nach dem Austausch von allerlei familienhistorischem Klatsch und Tratsch, sinniert vor sich hin: „Ja, die hat sofort einen Ersatzmann zur Hand gehabt…. Ich hab keinen…“

Ich horche auf: „Und wenn ich morgen tot umfalle? Suchst du dir dann keinen anderen?“

Sie: „Bloß nicht. Nie wieder. Da bin ich alleine ja besser dran!“

Ich weiß jetzt nicht, ob ich das als schmeichelhaftes Kompliment oder als vernichtendes Urteil werten soll und sage lieber nichts mehr.