Geschichten die das Leben schrieb: Die Küche, der Kriegsminister und der Wein

Alarm im trauten Heim: Die Frau ist mal wieder der Meinung, dass sie 500 Gramm zu viel auf die Waage bringt und verkündet ab sofort eisernste Entschlossenheit und Disziplin, um fortan auf Wein zu verzichten. Den hat sie nämlich als hauptsächlichen Dickmacher ausgemacht.

Ihr guter Vorsatz hat jetzt schon 48 Stunden gehalten, deshalb bin ich geneigt, ihr diesmal zu glauben. Während wir in der Küche das Mittagessen bereiten (sie bereitet und ich scrolle mich derweil durch News-Portale und Websites), konstatiert sie aus dem Nichts „Also, diese fette Ricarda Lang ist ja wohl eine einzige Witzfigur…“.

Offensichtlich hat sie die beleibte Grünenfunktionärin, bei der das intellektuelle Gewicht im umgekehrt proportionalen Verhältnis zum physischen steht, in der mittäglichen „Drehscheibe“ gesehen, der Mittagspausen-Standardsendung meiner Herzdame. Ich antworte bestätigend, erwähne aber die Sinnlosigkeit von Rückschlüssen von physischer Erscheinung auf die politischen Handlungen von Machthabern.

Die Frau lässt das alles, während sie mit der Pfanne hantiert, kurz sacken und konstatiert dann: „Ich hab mir ja vorgenommen, eine Zeit lang keinen Wein trinken, deswegen will ich solche Nachrichten gar nicht hören! Sonst will ich sofort die nächste Flasche Wein aufmachen, weil ich denke ‚Scheiss auf die Figur!‘. Also erzähl mir sowas bitte erstmal nicht!“