Heute ereilte mich eine gruselige Erkenntnis.
Sie hat etwas mit Politik und Generationen zu tun, ist eher psychologisch als politisch, und geht so:
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An die seltsame und absurde Mischung aus Dummheit und Selbstgerechtigkeit, gepaart mit ideologischen Eiferertum und dreisten Lügen, mit denen die Berliner Machthaber (und besonders die grünen Bellizisten) die öffentliche Debatte auf das Niveau eines Lumpenstammtisches reduziert haben, hat man sich fast gewöhnt.
Der politische Diskurs und die Diskussionsfähigkeit generell ist nahezu verschwunden und einer inquisitorischen Meinungsdiktatur gewichen, in der abweichende Standpunkte vom obersten Machthaber höchstselbst als Ketzerei, Kritiker als Ausgeburten der Hölle dämonisiert werden. Gleichzeitig scheint die gesamte politische Elite inklusive ihrer medialen Transmissionsriemen in staatlichen Sendeanstalten und Konzernpresse das alte Sprichwort zu bestätigen, nach dem die Klugen voller Selbstzweifel, die Dummen aber unerschütterlich in ihrer Selbstwichtigkeit und Selbstgerechtigkeit sind.
Die Dummdreistigkeit von Machthabern und Funktionsträgern in Politik und Medien läßt einen meist sprachlos vor Fassungslosigkeit und Fremdscham entweder in Resignation versinken, oder in Wut, oder ruft den starken Wunsch hervor, sich ins Private zu flüchten.
Um zum Punkt zu kommen: Baerbock ist 42 Jahre alt, Ricarda Lang 29, Christian Lindner 44. Sie gehören einer Generation an, die nicht nur in der Politik mittlerweile an den Schalthebeln der Entscheidungsprozesse sitzt. Diese Generation besetzt republikweit Jobs: Ämter, Kanzleien, Büros, Redaktionsräume, Medienzentralen etc. – ÜBERALL sind logischerweise jetzt die 30-50jährigen am Ruder.
Mich packt plötzlich die Einsicht, dass dies die „Toll!“-Generation ist: die Leute, die schon in ihrer Kindheit und Jugend immer nur gehört haben, wie großartig sie sind, die für jeden Schiß in die Windel beklatscht wurden und die von Helikopterelterm rund um die Uhr für Selbstverständliches gehätschelt wurden.
Als Ergebnis halten sie sich für die Allergrößten; sie können keine Fehler machen (und wenn, geben sie diese auf keinen Fall zu), sie haben grundsätzlich recht, und wenn sie erfolgreich irgendeine akademische Ausbildung geschafft haben, sind sie unfehlbar. Dabei fehlt ihnen aufgrund der frühen Verhätschelung und des dadurch massiv aufgeblasenen Egos jeder Sinn für Andere und deren Wohlergehen, also für gesellschaftliche Zusammenhänge.
Es sind natürlich nicht alle so. Ich kenne genügend Leute um die Dreißig bis Mitte Vierzig, die noch alle Latten am Zaun haben und sich tatsächlich mit anderen Gedanken über die Verhältnisse befassen als denen, ob sie erfolgreich „ankommen“, wie sie ihre Schäfchen ins Trockene bringen und wie sie bei größtmöglichem privaten Gewinn sich als funktionierendes Rädchen im imperialistischen Getriebe nützlich machen können.
Aber die zeitgeistige Strömung, der Trend, die generelle Richtung der wahrnehmbaren öffentlichen Selbstdarstellung und Kommunikation vor allem der bekannteren Vertreter dieser Generation scheint mir auf dem durch nichts gerechtfertigtem Selbstbewusstsein zu beruhen, das Leute auszeichnet, die mit der Bestätigung ihrer Egos und viel privilegiertem Bildungszugang zu Charaktermasken geformt wurden, die die Fassade für real und den Wunsch für seine Erfüllung halten.
Dazu passt übrigens bestens die gesamte woke Befindlichkeitsblase, in der besonders Grüne sich bewegen. Darin wird beispielsweise ein biologischer Sachverhalt wie das Geschlecht zum Objekt privaten Wünschens gemacht, oder für jeden quersitzenden Furz jedes privaten Individuums oder seiner Peergroup eine sofortige Identitätskrise ausgerufen, deren gesamtgesellschaftliche Berücksichtigung jetzt unbedingt erforderlich sei, ansonsten spiele man „den Rechten“ in die Hände und sei im Grunde schon selber halber Nazi.