Ein fauler arbeitsfreier Gründonnerstag. Bei einem meiner Streifzüge vom Schlafzimmer (mein heutiges Hauptquartier ausgedehnten Chillaxings) ins Wohnzimmer (Basislager der Liebsten, die ihren Home Office Job zugunsten diverser TV-Unterhaltungssendungen frühzeitig beendet hat) dringt, kaum dass ich durch die Wohnzimmertür trete, folgender im Nachrichtensprechertonfall vorgetragener Satz an mein Ohr: „China droht mit der Invasion Taiwans!“
„tagesschau24“ nennt sich der Propagandasender, der diese absurde Formulierung als Nachricht vermeldet. Dass China mitnichten „droht“, sondern bekräftigt, dass es immer für eine friedliche Wiedervereinigung mit Taiwan eintritt (im Falle einer US-Intervention separatistische Bestrebungen der zu China gehörenden Insel aber auch militärisch unterbinden wird), spielt für NATO-Journalisten keine Rolle.
Auch dass einzig und allein die USA in dieser inner-chinesischen Angelegenheit mit dem Feuer spielen, zündeln und provozieren was das Zeug hält und dabei ganz offen von dem Krieg sprechen, den sie bis spätestens 2025 gegen China zu führen gedenken (und wofür sie die Taiwan-Frage instrumentalisieren), muß der westliche Fernsehkonsument nicht wissen.
Erst recht nicht, dass die Insel nur deswegen als „unsinkbarer Flugzeugträger“ und US-Stützpunkt gegen die Volksrepublik China dient, weil die US Navy 1949 den unterlegenen Resttruppen der Kunomindang die Flucht über die Formosastraße (die Meerenge zwischen China und seiner größten Insel Taiwan) ermöglicht hat.
Dieser eine Satz – „China droht mit der Invasion Taiwans!“ – steckt so voller Desinformation und absichtlicher Falschmeldung, dass es ein Mehrfaches an zeitlichem und gedanklichem Aufwand kostet, diese mit Fakten zu entkräften, als es braucht , die unablässig wiederholte Lüge von der „chinesischen Aggression“ einfach zu schlucken. Denn wenn die das im Fernsehen sagen, und die Zeitungen das auch alle schreiben, dann wird’s schon stimmen. Und ist nicht der Chinese sowieso eine Bedrohung „für uns“? Sagt doch auch die Regierung!
All diese Gedanken gehen durch meinen Kopf in den paar Sekunden, die der Satz braucht, der da von der „Tagesschau“-Sprecherin vorgetragen wird. Ich überlege kurz, ob ich meine Liebste über das Ausmaß verlogener imperialistischer Propaganda aufkläre, das uns da aufgetischt wird. Damit würde ich allerdings keine Pluspunkte bei ihr verdienen, wie ich aus Erfahrung weiß. So wiederhole ich nur leicht spöttisch und mit fragender Intonation am Satzende besagten Satz und wende mich meinem im Wohnzimmer ladenden Endgerät zu.
Mein Kommentar hat aber bereits ihr nachmittägliches Entspannungsritual gestört und ich kriege zu hören „Ach, lass mich doch mit deinem (Pause)… Intellekt! Das interessiert mich sowieso nicht, ich hab schon umgeschaltet. Ich will die Seele baumeln lassen!“
Ich muss lachen und rate ihr, ganz unintellektuell: „Dann pass auf, dass sie nicht runterfällt beim Baumeln, deine Seele!“ und verziehe mich wieder zum Hund in mein mainstreamfreies Schlafzimmerrefugium.