Geschichten die das Leben schrieb: Gedanken beim Hundespaziergang

Spätere Zeiten und kommende Generationen werden, wenn sie zurückblicken auf die 2020er Jahre und die Entwicklung der westlichen Gesellschaften (speziell Deutschlands), Parallelen zu ziehen wissen mit den 1930er Jahren. Demokraten sind überzeugt, ihre Herrschaftsform hätte mit ihren faschistischen Vorgängern nichts zu tun und wäre – wegen Freiheit und Toleranz und so – quasi das genaue Gegenteil von der offensichtlichen und rohen Diktatur der deutschen Regierung, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts zwölf Jahre lang Deutschland regierte.

Das ist allerdings eine Täuschung. Nur weil die heutige Staatsform ohne Gestapo und KZs auskommt, heißt das noch lange nicht, dass sie auf ziemlich konsequente Unterdrückung abweichender Meinungen verzichtet. Mit dem Beginn des offenen Krieges gegen Russland durch die ukrainischen NATO-Stellvertreter werden auch in den demokratischen Gesellschaften die Zügel straffer angezogen:

Abschaltung unliebsamer Medien, Zensur, Verbot von Meinungsäußerungen, die dem staatlich verordneten Narrativ widersprechen; umfassende Gleichschaltung der öffentlichen Meinung durch staatliche und private Medien; Verfolgung von Dissidenten durch mediale, berufliche und private Ausgrenzung (gerne aber auch durch empfindliche Geldstrafen, möglich gemacht durch eilends eingeführte Gesetzesänderungen) – das Instrumentarium staatlicher Kontrolle ist vielleicht nicht so sichtbar brutal wie das der Regierung des staatlichen Vorgängers der BRD, dafür aber auch nicht so primitiv und grob.

Im Gegenteil, die demokratische Gedankenpolizei verlässt sich zu einem Großteil auf die freiwillige Mitarbeit der Bürger selbst, die in der Transparenz der sozialen Medien fein säuberlich nach Gegnern und Befürwortern der staatlich erwünschten Meinungen geschieden werden können (wobei letztere sich gleich noch als Hilfsgedankenpolizisten für die Staatszwecke nützlich zu machen verstehen, indem sie verbotene Meinungsäußerungen melden).

All das ist, soweit es die Mehrheitsmedien betrifft, eingebettet in ein Klima blanken Hasses, einer erschreckenden und umfassenden Feindseligkeit nicht nur gegen den zum Feind erklärten Staat (mal wieder derselbe wie zu Zeiten des Reichskanzlers 1933-45), sondern auch gegen die Bürger des Feindstaates, gegen alles, was wirtschaftlich, sozial und kulturell mit dem Feindstaat zu tun hat. Auch offener Rassismus ist wieder salonfähig, was man schnell merkt, wenn man die heute dämonisierte und entmenschlichte Ethnie – Russen – durch die seinerzeit so klassifizierte – Juden – ersetzt.

Um zum Ursprungsgedanken zurückzukehren: die Umformung der heutigen demokratischen Gesellschaft entspricht in den Methoden nur teilweise, in der Zielsetzung aber zu 100%, der der Umformung des seinerzeitigen Deutschen Reiches in den 1930er Jahren: eine Transformation in ein autoritäres, zutiefst manipulatives Gemeinwesen, das nach innen und außen aufrüstet, das die Volksgemeinschaft auf den Kampf gegen einen externen Feind einschwört und dabei nicht vergißt, dass auch der innere Feind – Dissidenten mit abweichenden Standpunkten – im Visier und unter Kontrolle bleibt. Nebenher verlangen beide Staaten, Deutsches Reich wie BRD, von der Bevölkerung Opfer – und das nicht zu knapp – für den Endsieg.

Eine zukünftige Zeit wird die Ähnlichkeiten, aber auch die Unterschiede der Methoden sehen; vor allem aber wird sie (hoffentlich) die grundlegende IDENTITÄT sehen, mit der der deutsche Imperialismus fast hundert Jahre später erneut für seine Ziele mobilisiert und dabei, ganz wie damals, mit Leichtigkeit einen großen Teil der Bevölkerung hinter sich bringt.