Geschichten die das Leben schrieb: Es gibt noch Preisstabilität bei essentiellen Gütern des täglichen Bedarfs!

Feierabendzeit. Die Frau, die seit kurzem wieder zu 50% im Büro ihres finanzkapitalistischen Arbeitgeberkonzerns in Köln (für eine Düsseldorferin eine degoutante Zumutung) anzutreten hat, kommt entnervt von der Arbeit, schwenkt aber vergnügt einen Sechser-Karton Wein.

„Ich war noch kurz bei unserem Lieblings-Lieferanten Onkel Jacques!“ verkündet sie. Da morgen Home-Office Tag ist, kann sie sich heute Abend ein Gläschen Wein (gerne auch mehrere) genehmigen, wozu sie auch fest entschlossen ist. Ich beglückwünsche sie zu diesem hervorragenden Entschluss und erkläre meine solidarische Bereitschaft, zum Verzehr des edlen Rebensaftes einen großzügigen Anteil beizusteuern.

Währenddessen fragt sie mich, beeinflußt wohl durch Gespräche auf der Arbeit oder Input aus den allgegenwärtigen News-Screens in den Bahnhöfen des ÖPNV, nach den neuesten Entwicklungen. „Und, was gibt’s Neues?“, will sie wissen. Sie weiß, das ich eine zuverlässige Quelle für realistische Informationen bin und weiß das – auch wenn ihre Sicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse eine durch und durch bürgerliche ist – durchaus zu schätzen.

Ich erzähle ihr also ein bißchen von den neuesten Äußerungen des grünen Wirtschaftsministers, in denen dieser nicht stemmbare finanzielle Mehrbelastungen für 50% der Bevölkerung ankündigt, oder bei Lanz wieder mal den §24 des Energiesicherungs-Gesetzes anführt, nach dem Preissteigerungen eins zu eins an die Kunden weitergegeben werden können und beende meine kurze Zusammenfassung mit der Bemerkung „Es wird auf jeden Fall alles brutal teuer werden. Unsere Abschläge auf Gas und Strom werden nie im Leben die Mehrkosten decken. Wir können jetzt schon anfangen, Geld für die Nachzahlungen und die künftigen Mehrkosten zurückzulegen.“

Die Frau schaut eine paar Momente lang nachdenklich bis niedergeschlagen geradeaus, dann huscht ein freudiges Leuchten über ihr Gesicht und sie sagt strahlend: „Aber die Weinpreise, die sind stabil!“

Damit ist das Thema durch und der Abend geht seinem gediegen gemütlichen Ausklang entgegen.