Alt werden ist so scheisse wie Haft für Verbrechen, die man nicht begangen hat. Und zwar in einem Straflager, von dem man weiß, das man es lebend nicht mehr verlässt
Die Beeinträchtigungen und Gebrechen, die sich mit fortschreitendem Verschleiß der körperlichen Hardware einstellen, lassen sich nur über eine bestimmte Zeitspanne mit Drogen aller Art wegdrücken, ignorieren, ausblenden, überspielen. Irgendwann holt es einen ein, und das doppelt und dreifach. Man kann dann natürlich doppelt und dreifach soviel Drogen nehmen. Aber siehe oben.
Hinzu kommt ein sich immer weiter ausbreitender Realismus in Hinblick auf die Nutzlosigkeit menschlichen Strebens und die Sinnlosigkeit aller Erklärungen darüber. Das muss allerdings nichts Schlechtes sein – es klärt im Gegenteil den Geist und schärft den Verstand.
Insgesamt stellt sich heraus, dass die Existenz in einem physischem Körper nur in jüngeren Jahren irgendwie erträglich ist, als man unbeeinträchtigte Gesundheit und Fitness für selbstverständlich nahm und die Welt als zu erobernden Abenteuerspielplatz ansah. „Youth is wasted on the young“, wie der Weise sagt.
Je näher man sich der Haltbarkeitsgrenze nähert, umso beschwerlicher und lästiger wird die für allerlei Fehlfunktionen und Defekte anfällige Physis, und es stellt sich die Frage, ob man es wirklich noch weitere zehn, zwanzig oder dreißig Jahre darin aushalten kann und möchte.
