Ich sitze unschuldig in meiner Ecke und zeichne an einem Kleinauftrag, als die Frau entschlossenen Schrittes den Raum betritt.
Sie stürmt auf mich zu, bedeutet mir mit einem Handwinken, meine Kopfhörer abzusetzen und verkündet:
„Ich hab mir was überlegt!“
„Ach ja?“ ist meine matte Antwort, leicht indigniert über die Störung meines kreativen Nachmittags.
„Ja. Ich schmeiß dich raus!“
Ich schwanke zwischen verdutzt und erheitert, denn ein paar Sekunden schafft sie es, ernst zu bleiben und in dieser Zeit grase ich mein Gedächtnis ab nach etwaigen Zuwiderhandlungen gegen die eisernen Haushaltsgesetze absolut klinischer Sauberkeit und Ordnung, gegen die ich alle naslang verstoße.
Inzwischen grinst die Liebste aber über beide Backen und kündigt mir an: „Ich hab doch noch Würstchen, ich mach eine Linsensuppe für‘s Wochenende!“
Das ist natürlich eine gute Nachricht, gewissermaßen die Neuigkeit, auf die ich gewartet habe und ich signalisiere höchstes Interesse durch die kompetente und ressourcenbewusste Frage, ob wir denn noch Linsen in der Vorratsschublade hätten.
Meine Präferenz für ein anständiges indisches Dal anstelle einer gutbürgerlichen deutschen Linsensuppe mit Würstchen behalte ich für mich, denn hier würde ich bei der Chefköchin unserer privaten Volksrepublik auf Granit beißen, zumal die Würstchen offensichtlich weg müssen und auch „noch Kartoffeln da sind“, wie ich unterrichtet werde.
Ich sage zu allem Ja und Amen, die Gattin verzieht sich im Anschluß an ihre Erfolgsmeldung in ihr Home Office und ich kann wieder meine aktuelle Lieblings-Playlist „Best of Cool Jazz“ hören und weiter zeichnen.