Dienste an christlichen Feiertagen bieten mir immer die Möglichkeit, in meinen Angeboten, scheinbar ganz im Sinne meines diakonischen Arbeitgebers, den Leuten Botschaft und Bedeutung des jeweiligen Feiertages nahezubringen bzw. ihre Erinnerung aufzufrischen (in der Praxis stellt sich schnell heraus, dass die Unkenntnis darüber, was im christlichen Jahreskalender warum gefeiert wird, nicht den Atheisten oder Dementen vorbehalten ist).
Vor allem kann ich unter der Tarnung der sozialen Betreuung und von lustigen Runden recht schön ein bisschen praktische Religionskritik anbringen.
Heute muss natürlich über Pfingsten gesprochen werden, von dem keiner auch nur die blasseste Ahnung hat, warum das ein Feiertag und was das überhaupt ist.
Ich erzähle also meiner Zuhörerschaft, was nach christlicher Legende Pfingsten bedeutet: dass da ein „heiliger Geist“ irgendwie in die Jünger gefahren oder von einer Art Taube (ja, genau: der Vogel, der alles voll kackt) ausgeschieden und in die Gläubigen geschüttet worden sei.
Derselbe heilige Geist übrigens, der ein paar Jahrzehnte vorher die Maria geschwängert hat, die dann den Jesus zur Welt brachte, um den sich bei den Christen alles dreht. Mein Publikum ist gebannt von dieser unerwarteten Volte der Geschichte und versucht anscheinend innerlich, eins und eins zusammenzuzählen.
„Was ist denn nun ein ‚heiliger Geist‘?“
frage ich in die Runde. Ratlose Gesichter. Nur der volldemente Herr J. sieht aus, als ob ein Glöckchen klingeln würde. Er meldet sich und erklärt: „Ein Mensch, den man nicht sieht!“
Das klingt überzeugend, auch für die Umsitzenden. Wo wir schon mal bei Geistern sind, hake ich nach und frage, wie sie sich einen Geist – ob heilig oder nicht – vorstellen. Natürlich kommen wir auf Gespenster, Spuk und Geister á la „Hui-Buh das Schlossgespenst“ und alte Bettlaken mit reingeschnittenen Augenlöchern.
Die Runde ist erheitert, man lacht über das leicht depperte Gespenst und nimmt hoffentlich auch heilige Geister nicht mehr so ernst.
Wir beschließen den Vormittag mit ein paar Frühlingsliedern und alle freuen sich aufs Mittagessen, das an Feiertagen immer besonders lecker ist.