Geschichten die das Leben schrieb: Putzen will gelernt sein

Bei der Verteilung der häuslichen Aufräum- und Putztätigkeiten übernimmt die Frau freiwillig und aus Neigung den Löwenanteil der Aufgaben. Ich selber sehe von mir aus wenig nlaß, diesen Zustand zu ändern, da mir ohnehin (vermutlich biologisch bedingt) der Röntgenblick für einzelne Staubkörnchen und Wasserspritzer fehlt.

Gelegentlich jedoch bewegt diese im Grunde ideale Ordnung der häuslichen Dinge meine Herzenskönigin zu gewissen Anmerkungen, die im schlimmsten Falle sogar in An- bzw. Aufforderungen an mich gipfeln, meinen überschaubaren Anteil an der Hausarbeit aufzustocken.

Da mir Frieden und Harmonie im täglichen Leben heilig ist, gehe ich natürlich darauf ein und versuche, mit wohldosierten Wisch-, Putz- und Aufräumeinsätzen größeres Ungemach zu vermeiden.

Beim heutigen Betreten des Arbeitszimmers fallen mir Staubschichten und Vasenwasserflecken auf einer schwarzen Schrankoberfläche auf. DIE Gelegenheit für einen unaufwändigen, aber wirkungsvollen Reinigungseinsaz!, denke ich mir, räume die Oberfläche leer und putze sie vorschriftsmäßig mit einem feuchten Mikrofasertuch ab.

Nach dieser Großtat muss ich mich natürlich erstmal erholen und begebe mich in meinen Lieblingssessel, um ein bisschen zu zeichnen. Als ich den Tee-Nachschub aus der Küche holen gehe, sehe ich die Frau im Arbeitszimmer eben diese Oberfläche wischen, die ich gerade selber toppi-toppi in Ordnung gebracht habe.

Da musst du nicht putzen, das hab ich vorhin schon gemacht!“ rufe ich ihr non-chalant und beiläufig zu, um den Eindruck zu erwecken, dass solche Tätigkeiten alltägliche Selbstverständlichkeiten für mich sind. Aber anstatt beschämt den Putzvorgang zu unterbrechen, belehrt mich die Gattin über putztechnische Versäumnisse meinerseits: „Ja, die Oberfläche vielleicht. Aber zum Putzen gehört auch, dass man das Zeug was draufsteht abwischt…“

Ich kontere: „Boah, ich putze hier nie wieder irgend was!“

Die Frau so (lachend): „Nützt eh nichts!“