(Aus einem Facebook-Thread auf der FB-Seite des Auswärtigen Amtes)
Selten wurde die erratische, unseriöse und völkerrechtlich zumindest extrem fragwürdige Außenpolitik der BRD so kenntlich wie bei der Anerkennung des Statthalters der US-Konzerninteressen als „Interimspräsident“ Venezuelas.
Natürlich ist es eine Beleidigung der Intelligenz des kritischen Bürgers, dass die Berliner Machthaber sich anmaßen, im Namen „Deutschlands“ hier ohne Not (aber mit ganz viel berechnendem Mitmachenwollen beim imperialistischen Weltaufteilen) ein Land zu destabilisieren, einer Invasion und einem Bürgerkrieg Vorschub zu leisten und das Ganze mit wohlklingenden, aber hohlen Phrasen von „demokratischen Wahlen“, „verfassungsmäßiger Ordnung“ usw. zu rechtfertigen.
Soweit eigentlich nichts Neues; spätestens seit dem aktiv von der BRD beförderten Putsch in der Ukraine, mit der das Land endgültig in den Einflussbereich und unter Kontrolle der EU gebracht werden sollte, sind entsprechende Machenschaften des AA ja virulent.
Was im konkreten Fall Venezuelas so offenbar wird, ist das Ausmaß an Zynismus und Verlogenheit, mit dem die offiziellen Repräsentanten Deutschlands mit zweierlei (dieses Wortspiel sei gestattet) Maas messen: dieselben Maßstäbe wie für Venezuela an Partnerstaaten und Verbündete der BRD angelegt müsste ja mindestens zur Folge haben, dass z.B. für absolutistische Folter-Diktaturen wie Saudi-Arabien sofort ein Gegenkönig anerkennt wird, der „freie und faire Wahlen ein(zu)leiten“ hätte. Auch im Fall der Ukraine, deren korruptes oligarchisches Regime die eigene Bevölkerung bekriegt und frieren lässt, müssten die wackeren Menschenrechtler im AA – nähme man ihre Sorgen um Venezuelas Menschenrechtssituation ernst – auf sofortigen Regime Change bestehen.
Tun sie natürlich nicht, und jeder weiß, dass die Einmischung westlicher Mächte unter dem Titel „Demokratie und Menschenrechte“ ein Euphemismus ist für „Wir brauchen vor Ort eine Regierung, die unseren Interessen entspricht und den Reichtum eures Landes unseren Konzernen zur Ausbeutung überlässt, statt davon der Bevölkerung Wohltaten zu spendieren“.
Dem AA wie der Regierung in Berlin gebührt in jedem Fall dank dafür, dass sie den reinen zynischen machtpolitischen Gehalt ihres Agierens (vom Versuch des Mitmischens in fremden Weltgegenden namens der EU bis hin zur berechnend servilen Unterordnung unter die Ansagen aus Washington) so deutlich wie selten gemacht hat.
Eine persönliche Frage, die ich mir in diesem Kontext oft stelle, ist die nach der Geisteshaltung und dem Gewissen der brav und wasserdicht formulierenden Lohnschreiber in solchen Behörden: ich bin davon überzeugt, dass auch studentische oder akademische Mitarbeiter einer Facebookredaktion im AA recht genau wissen, dass sie (um es klar zu sagen) hauptsächlich Propaganda verbreiten. Dass sie ein komfortables Gehalt dafür beziehen: geschenkt. Was mich fasziniert ist die mentale Verdrehung, der Selbstbetrug aus Rationalisierung, Selbstgerechtigkeit und einer aus dem Abglanz der Macht gespeister Chuzpe, mit der diese Auftragsschreiber die Stimme ihres Herrn wiedergeben.
Oder, um es mit John Lennon zu formulieren: „How do you sleep at night?“