Geschichten aus dem Pflegeheim: Lohnsklaventum – Es geht immer noch ein bißchen billiger

In einem Pflegeheim gibt es drei Säulen, drei Professionen, die den Betrieb aufrecht halten: Pflege, Sozialer Dienst/Betreuung, Hauswirtschaft.

In dem Heim, in dem ich (im Sozialen Dienst) tätig bin, wird der Küchendienst auf den Wohnbereichen von FSJlern erledigt (17 – 18jährige, die ein „Freiwilliges Soziales Jahr ableisten, das Äquivalent zu den früheren Zivildienstleistenden).

Grund: die Servicekräfte aus dem Hauswirtschaftsbereich wurden Arbeitgeber-intern in eine GmbH ausgegliedert, wodurch man Ihnen leider den Mindestlohn zahlen muss. Um diese Unzumutbarkeit für einen kostenbewussten Arbeitgeber zu vermeiden, werden die Jugendlichen in ihrem FSJ für die Hauswirtschaft vernutzt. Da wird, ganz marktwirtschaftlich, eben auch vom konfessionellen Arbeitgeber auf die „betriebswirtschaftliche Rentabilität“ bzw. „Wirtschaftlichkeit“ des eigenen sozialen Ladens geachtet

Diese Art von Ausnutzung jugendlich-freiwilliger Billigarbeitskäfte spricht sich anscheinend in der Region rum; bisher liegen jedenfalls KEINE Bewerbungen für die Neubesetzung der FSJ-Stellen vor.

Das bedeutet, dass der Soziale Dienst des Pflegeheims für hauswirtschaftlichen Aufgaben wie Küchendienst herangezogen wird (falls sich nicht noch ein paar gutwillige Teenager einfinden, die ihr Soziales Jahr auf diese Weise verbringen möchten), da die Planstellen für Servicekräfte in der Hauswirtschaft alle schon belegt sind.

Die Betreuung der alten Menschen im Heim bleibt dadurch natürlich teilweise auf der Strecke, aber das Primat der betriebswirtschaftlichen Rechnungslegung ist gewahrt – und darauf kommt’s schließlich an, auch beim allerchristlichsten Arbeitgeber.