Ein Facebook-Kontakt schreibt folgendes (und verlinkt auf ein Interview mit dem notorischen Berliner Law&Order-SPD-Rechten Buschkowsky, in welchem letzterer den noch notorischeren Volksverhetzer Sarrazin rehabilitiert; Zitat: „Es wird die Zeit kommen, da werden sich noch viele die geschimpft haben bei Thilo Sarrazin zu entschuldigen haben!“):
„Ich bitte alle Realitätsverweigerer, Whataboutism’er oder möchtegern-Meinungsregulatoren mich zu entfreunden oder zumindest auf meiner Seite die Schnauze zuhalten. Seid offen für die Realität oder trollt euch. Ich bin Vater einer minderjährigen Tochter und eines adoleszenten Sohnes und möchte gerne vor ihnen sterben.“
Ich konnte natürlich die Schnauze NICHT halten und bin fast sicher, dass mein Kommentar mich für den Urheber des Zitates zum realitätsverweigernden Meinungsregulator machen wird, der sich zu trollen hat:
„Endlich mal wieder eine Gelegenheit, das eigene Gefühl von gerechter Empörung und Betroffenheit ganz grundsätzlich („Bin Vater von Kindern!!“) zum Maßstab gesunden Volksempfindens zu machen und gleich mal per Re-Post eine Ehrenrettung des völkischen Hetzers Sarrazin vorzunehmen.
Abgesehen davon, dass es in der Justiz nie um das Gerechtigkeits- und schon gar nicht um das Rachebedürfnis des einfachen Untertans geht, sondern um den Ordnungs- und Strafanspruch und das Gewaltmonopol des Staates, ist es bezeichnend, anhand WELCHER Straftaten und Täter der empörte Bürger hier nach Tabula Rasa und Schluss mit jedem Einwand und jeder Bedenkenträgerei ruft.
Der fremdländische Einzeltäter, der eine Minderjährige vergewaltigt und ermordet, dient dem betroffenheitsentschlossenem Gemüt allemal als Aufhänger für zornige Hinweise an die geneigte Leserschaft, jetzt frag- und kritiklos die biologischen Nistbau- und Brutpflegeinstinkte des Empörten zu teilen: „Ich will meine Kinder überleben!“
Ja, wer will das nicht?
Und was soll ausgerechnet in diesem Zusammenhang dieser Hinweis?
Die selektive Empörung, die bei dieser Art Statements zum Vorschein kommt, ist umso verlogener, je kategorischer sie sich Widerspruch von vorneherein verbittet („Entfreunde mich oder halt die Klappe, wenn du es anders siehst!“), denn sie bleibt aus, sobald es sich um andere Opfer der täglich anfallenden Gewaltverhältnisse handelt, z.B um von israelischen Scharfschützen ermordete Krankenschwestern, von US-Drohnen umgebrachte Kinder und Frauen oder andere Kollateralschäden imperialistischer Weltbeaufsichtigung.
Aber das ist sicher schon wieder „Whataboutism“, richtig?“