Blick auf den Kalender: Heute letzter Arbeitstag des Monats, Erster Mai fällt auf einen Sonntag. Schon bin ich alarmiert: Miete! Strom- und Gasversorger! Internetprovider! Alle werden sich heute noch Geld bei mir holen wollen. Schneller Kontocheck: erstens der lachhafte Niedriglohn schon fast aufgebraucht, zweitens hat eine Kundin noch nicht bezahlt, ein Geldeingang mit dem ich fest gerechnet hatte. Sehe mich schon beim Vermieter katzbuckeln und um Aufschub bitten.
Was tun? Nein, Genosse Lenin, den Umsturz krieg ich bis Montag nicht hin. Also Bank anrufen: “Leute, die und die Lage, Kohle kommt!”. Bank so: “Tut uns leid, zu kurzfristig, da können wir leider gar nichts machen”.
Kundin anrufen! Kundin (leicht träge): “Oh, die Rechnung… ja, hab ich noch nicht Zeit für gefunden…” Ich so: “Ja dann aber mal hurtig!”
Drei Stunden später: Kundin ruft an. “Habe Ihnen gerade das Geld überwiesen. Schicke Screenshot des Überweisungsbeleges in der Email”. Außerdem fühle sie sich mit der neuen Software doch unsicher und will einen Wartungsvertrag für ein Jahr. Und ihre Kollegin mache sich gerade selbstständig und bräuchte ebenfalls ganz dringend meine Dienstleistungen…
Alles wieder gut? Der Canossagang zum Vermieter wird mir nicht erspart bleiben und Kapitalismus ist und bleibt scheisse. Aber immer wieder schön, wie schnell Erscheinungen, Zustände und “Fakten” sich abwechseln und wie schlecht beraten man ist, auch nur eins davon ernst zu nehmen.