Selbstoptimierung im neoliberalen Kapitalismus: Euthanasie für Wohnungslose

Das ist alles so gruselig, dass man es nicht glauben will.

Muß man aber, in realistischer Einschätzung des Ausmaßes an neoliberaler Bearbeitung des kollektiven Unterbewussten im westlichen Freiheitsstall.

Von den Nützlichkeitserwägungen, die das bürgerliche Individuum über seinen eigenen Marktwert und seine Tauglichkeit für die kapitalistische Arbeitswelt anstellt über die zahllosen Selbstoptimierungsbemühungen, -Kurse, -Angebote usw. die eine noch effizientere Anpassung an die Erfordernisse der Kapitalvermehrung im Unternehmen versprechen hin zur Entsorgung überflüssigen Menschenmaterials ist es kein großer Schritt.

Als Nächstes dann Soylent Green.

Meine Abenteuer im ÖPNV

Die Straßenbahnlinie 709 musste 10 Minuten an der Haltestelle warten, bis ein sichtbar kranker oder alkoholisierter alter Mann – erkennbar ein Wohnungsloser – von einem RTW abgeholt werden konnte. Offenbar hatte er sich in die Bahn begeben, um der Kälte zu entgehen.

Zuvor hatten zwei Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes der Rheinbahn versucht, ihn zum Aussteigen zu bewegen. Der alte Mann verweigerte das mit der Begründung, er könne nicht mehr gehen und sackte immer wieder in seinem Sitz zusammen.

Die Securityleute hatten eine Art „Good cop, bad cop“ Nummer laufen: der jüngere der beiden, türkischer oder arabischer Herkunft, zeigte sich besorgt um den Mann und behandelte ihn mit Mitgefühl und Respekt; sein Kollege, ein protodeutscher Mittvierziger, schnauzte den alten Mann unfreundlich und aggressiv an und warf ihm vor, den Betrieb und die anderen Fahrgäste aufzuhalten.

Die anderen Fahrgäste waren jedoch überhaupt nicht unwirsch und warteten geduldig auf den RTW. Die Sanitäter waren äußerst freundlich und einfühlsam mit dem alten Herrn und konnten ihn schließlich dazu bewegen, zusammen mit ihnen die paar Schritte zum Wagen zu gehen.