Bürgerliche Wahlen haben – neben der offensichtlichen Idiotie der
Wählerbetörung durch das berechnende Anbiedern der um die Macht
konkurrierenden Vereine VOR der Wahl – immer auch einen (ungewollt)
komischen Aspekt. Der tritt vor allem zutage, wenn im Anschluß an die
Abstimmung die Vertreter der diversen Politsekten ihre Einschätzung zum
Besten geben – ähnlich wie Fußballer direkt nach Abpfiff stammeln dann
entweder niedergeschlagene oder euphorisierte Charaktermasken ihre vorgestanzten Sprechblasen in die Kameras und Mikrofone.
Vor allem im ersten Fall darf auf keinen Fall das Nullwort “Analyse”
fehlen, vorzugsweise zu dem Satz “Wir werden das Ergebnis gründlich und
in Ruhe analysieren” ergänzt.
Die journalistischen Hofschranzen, die
in devoter Untertanengeste den (bislang oder demnächstigen) Mächtigen
die Fragen stellen dürfen, machen dazu gewichtige und ernste Mienen, geben sich den Anschein, als ob sie die inhaltsleeren Verlautbarungen
der gewählten oder abgewählten Machthaber für Offenbarungen erster Güte
halten und lassen sich freiwillig und gerne von den politischen Profis
einseifen – ganz so wie das Wahlvolk selbst, zu dem die
Hofberichterstatter ja auch gehören.
Kurz nach Schließung der
Wahllokale und Veröffentlöichung der ersten Hochrechnungen tritt Andrea
Pippi Bätschi N. vor die Kameras, Vorsitzende einer Kleinpartei mit
einer historisch bedingten größeren Rolle in Deutschland. In ihrem ca.
3-minütigen Statement kommt das Wort “Analyse” und “analysieren” in
allen möglichen Kombinationen vor, die sichtlich überforderte und
schmallippige Vorsitzende gibt sich Mühe, mit Politsprech-Versatzstücken
schnell die Zeit über die Runden zu bringen und dabei möglichst nichts
zu sagen. Soweit alles also normaler demokratischer Wahlzirkus.
Während aber Frau Bätschi noch “Analysen” ANKÜNDIGT, ist für die
Vetreter der politischen Geschmackstester von der journalistischen Zunft
die Ankündigung identisch mit der Tat: dasselbe Statement der
Bätschi-Frau wird im Radio von der Nachrichtensprecherin so
abmoderierend eingerahmt:
“… analysierte Andrea Nahles”.
So
schließt sich der Kreis der heißen Luft völliger Debilität als Auswuchs
der Verachtung, die Politiker wie Journalisten mittlerweile für das
ohnehin für dumm gehaltene Publikum haben.
Und während die
Öffentlichkeit Befindlichkeiten der Machthaber und kaffeesatzmäßig
erforschte Konstellationen möglicher künftiger Regierungskoalitionen
kennerisch wie illusionslos begutachtet und kommentiert, läuft die eine
Sache, die weder zur Wahl noch zur Debatte steht, unverändert und
effektiv wie eh und je weiter: die hocheffiziente Verwaltung des
Kapitalstandortes BRD zugunsten der Eliten, der Konzerne und Oligarchen,
der Ausbau seiner imperialistische Ausrichtung und Ausrüstung und die
zunehmend brutaler Sortierung seiner Untertanen in nützlich und nutzlos
für das Kapitalwachstum.