Wie kann man das ertragen?

Das Autoradio so: „Europa kann Herz zeigen. Das hat die EU mit der Aufnahme von Hunderttausenden ukrainischer Flüchtlinge gezeigt, nachdem Russland den Krieg in der Ukraine entfesselt hat.“

Bevor ich mich übergeben kann, schaltet mein Verstand in den Überlebensmodus und schickt ein Signal an den Magen, dem Brechreiz nicht nachzugeben. Es geht in dem Nachrichtenbeitrag anscheinend um den Brüsseler EU-Gipfel, auf dem auch der koksende Schauspieler und Kriegsverbrecher Elendskij auftrat und sich wie ein Popstar feiern ließ.

Ein bizarres, absolut degeneriertes und widerwärtiges Schauspiel, bei dem die nicht gewählten Führer der EU ein letztes Mal (?) ihre gruselige Propaganda-Show zugunsten des Kiewer Nazi-Regimes aufführen, um das gesamteuropäische Publikum auf den Kriegskurs gegen Russland und weitere Entbehrungen und Härten einzuschwören.

Es gibt keine Worte für die monumentale Verlogenheit, mit der der wertwestliche kollektive Propagandaapparat seine ukrainischen Humunkuli zu Demokraten und Freiheitshelden erster Klasse läutert, während dieselben Kreaturen inzwischen 16jährige Kinder für ihr Militär mustern lassen, um sie als Kanonenfutter an die Ostfront zu schicken.

Aushaltbar ist das alles inzwischen nicht mehr, auch Drogen helfen nur vorübergehend.

Zuhause angekommen laufe ich frontal in das Geplärre des Volksempfänger-Flachbildschirms, aus dem betroffen emotionalisiert dreinschauende Sprechblasenaufsager über die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien berichten. Bzw. über Syrien nur am Rande, denn dann bestünde ja die Gefahr, dass sie auch die völkerrechtswidrigen Sanktionen gegen dieses Land erwähnen müssten, aufgrund derer kein Medikament und keine Decke dorthin gelangen kann.

Stattdessen wird ein tränenheischender Bericht über ein deutsches Team im türkischen Erdbebengebiet gesendet, das noch 100 Stunden eine Frau unter den Trümmern lebend herausgezogen hat. Schluchzen, Dankbarkeit, Tränen, Betroffenheit, alle sind emotional besoffen vor Rührung; vor allem aber ist die Absicht knüppeldick zu spüren, mit der solche emotionalisierenden Reportagen nicht nur das edle und selbstlos hilfsbereite deutsche Wesen unterstreichen sollen, sondern in erster Linie davon abzulenken haben, das dieselbe deutsche Anteilnahme sich im Falle Syriens auf die Anteilnahme und staatliche Förderung islamistischer Halsabschneider, Beteiligung am Krieg der NATO zum Sturz der syrischen Regierung und leichenträchtige Sanktionen gegen die Bevölkerung des Landes erstreckt.

Soviel gekonnte Heuchelei und großäugig vorgetragene allgemein-menschliche Betroffenheit zur Ablenkung von Ursachen und Verursachern der syrischen Tragödie sind selbst nach den Maßstäben erprobter bürgerlicher Verlogenheit ein neuer Meilenstein der allgegenwärtigen Idiotie freiheitlicher Meinungsbildung, die immer nur eines weiß und wissen will: wir sind die Guten und der Russe ist schlecht.

Was nun der Russe mit den Erdbebenopfern und Syrien zu tun hat (außer dass Russland – im Gegensatz zum Westen – mit Soforthilfe bei Bergung und Versorgung von Opfern und Überlebenden, mit finanzieller und logistischer Unterstützung usw. tätig ist), muß man als westlicher Medienkonsument gar nicht wissen. Hat nicht sowieso der Russe unserem Ordnungsbemühen dort unten ein Bein gestellt und einfach die rechtmäßige und gewählte Regierung Syriens unterstützt statt unsere islamistischen freiheitskämpfenden Halsabschneider von IS, Al-Nusra, Al-Qaida & Co den syrischen Präsidenten stürzen lassen? Das beweist ja schon wieder, dass dem Kreml nur Böses zuzutrauen ist.

Ich vergesse meine Einsicht von soeben, dass Drogen nur vorübergehend helfen und öffne eine Flasche Rotwein. Vorübergehend reicht mir vollkommen aus.