Sergej Lawrow über die Frage, ob Verhandlungen mit dem Kiewer Regime über ein „Minsk-3 Abkommen“ realistisch seien

Immer wieder beeindruckend, wie noch der Schatten des russischen Außenministers gewichtiger und substantieller wirkt als sämtliche Äußerungen und Abhandlungen seiner westlichen Amtskollegen zusammengenommen (von der infantilen deutschen Chefdiplomaten-Darstellerin ganz zu schweigen; das Leichtgewicht Baerbock verhält sich zu Lawrow wie der Blechring aus dem Kaugummi-Automaten zu einem Geschmeide aus massivem Gold).

Sergej Lawrow über die Frage, ob Verhandlungen mit dem Kiewer Regime über ein „Minsk-3 Abkommen“ realistisch seien:

„Es wäre bedeutungslos in der Form, in der wir in den letzten acht Jahren versucht haben, mit ihnen ins Reine zu kommen. Ich meine die Vereinbarung, die durch den Maidan im Februar 2014 gebrochen wurde, und später die Minsker Vereinbarungen.

Wir müssen nicht in die Ferne schweifen. Die Ukrainer haben nur wenige Tage nach Beginn der militärischen Sonderoperation Gespräche vorgeschlagen. Wir haben das Angebot sofort angenommen. Bei mehreren Treffen haben die Ukrainer nur den Schein gewahrt. Sie saßen mit ihren Baseballmützen am Tisch und demonstrierten ihre moralischen Werte und das kulturelle Erbe ihrer Vorfahren.

Ende März legten sie in Istanbul ein Dokument vor. Wir haben es als Grundlage für Gespräche genommen. Am 15. April legten wir der ukrainischen Seite den Entwurf eines Abkommens auf der Grundlage ihres Dokuments vor. Aber gleich nach Istanbul (das wissen wir genau) haben sich die Amerikaner und die Briten auf sie gestürzt, denn es sind die Angelsachsen, die in Kiew das Sagen haben.

Einen Tag später wurde in Buka eine abscheuliche Provokation inszeniert. Nachdem die Fakten eines heuchlerischen und zynischen Komplotts aufgedeckt worden waren, schwiegen alle sofort darüber. Heute erwähnen nur noch wenige Menschen etwas im Zusammenhang mit Bucha. Aber es interessiert uns, ob sie die Namen der Menschen erfahren haben, deren Leichen mit so viel Pomp gefunden und der ganzen Welt vorgeführt wurden? Keiner sagt etwas. Sie schweigen auch zu der Meldung des Guardian, dass die ersten Ergebnisse der Autopsien zeigten, dass die meisten dieser Menschen durch Splitter von Artilleriegranaten getötet worden waren. Diese Information ist sofort wieder in den Hintergrund getreten.

Seit dem 15. April ist die Ukraine für Verhandlungen nicht mehr erreichbar. Jetzt sagt Wladimir Zelenskij, er sei zu Gesprächen bereit, und Frieden werde es sowieso geben, um dann einen Tag später zu behaupten, dass sich Russland auf die Linie vom 24. Februar zurückziehen müsse, damit die Gespräche wieder aufgenommen werden können, während Boris Johnson ermutigende Töne von sich gibt. Die beiden sehen organisch nebeneinander aus.

Das Wichtigste ist, dass das Treffen in Istanbul am 29. März stattfand. Dort wurde gesagt, dass die Ukraine ein neutrales, atomwaffenfreies und blockfreies Land sein sollte, das gleichzeitig Sicherheitsgarantien erhalten würde. Diese Garantien (wie von den Ukrainern gefordert) würden sich nicht auf die Krim und den Donbass erstrecken. Wir waren bereit, dies zu diskutieren. Aber sie haben die Gespräche unterbrochen.

Wenn sie endlich die Gnade haben, die Wiederaufnahme des diplomatischen Prozesses vorzuschlagen (worauf die Europäer meines Wissens bestehen, was die Angelsachsen aber nicht zulassen), werden wir sehen, wie sich die Lage vor Ort entwickelt hat. Es gibt dort befreite Gebiete. Die Mehrheit der Bevölkerung kann sich nicht vorstellen, unter die Kontrolle der neonazistischen Behörden oder der Behörden, die in jeder Hinsicht dem Neonazismus Vorschub leisten, zurückzukehren.“

Quelle: https://mid.ru/ru/foreign_policy/news/1819293/?lang=en