Geschichten die das Leben schrieb: Bücher und Menschen, alle wollen ihren Platz finden

Aufräumarbeiten in den diversen Schränken und Regalen. Die Bücher müssen gesichtet werden. Gegebenenfalls muss man sich von einigen trennen, so fordert es jedenfalls die Mitbewohnerin, deren Buchbestand (zum Großteil flott wegzulesende 08/15-Krimiunterhaltung) solche Maßnahme locker wegsteckt und, unter uns, auch verdient.

Ich dagegen nenne in jedem literarischen Bereich eine exzellente, mitunter erlesene Auswahl an Werken mein eigen; ein bibliophiler Schatz an gewichtigen, lesenswerten, ausgesprochen GUTEN Büchern, die ich natürlich nie im Leben wegschmeißen würde.

Nun stehen harte Verhandlungen an. Der begrenzte Platz in dem IKEA-Regal, dessen schlichte Häßlichkeit zu meinem Leidwesen ein echtes Bücherregal ersetzen muss, bis mal wieder Geld für irgendwelches Mobiliar vorhanden ist, erfordert scharfe Selektion.

Aus meiner Sicht betrifft das zu 95% die Bücher der Liebsten, die als „Literatur“ zu bezeichnen angesichts der Tatsache, dass diese literarische Dutzendware so etwas wie die geschriebene Analogie zu Serienkrimis im Zwangsgebührenfernsehen darstellt, ein Euphemismus wäre. Aus IHRER Sicht hingegen ist alles, was zwischen zwei Buchdeckeln steht, gleichwertig und kann daher gleichermaßen Platz beanspruchen.

„Kannst du von deinen ganzen Büchern nicht auch mal was wegschmeißen?“, werde ich gefragt. Ich sortiere drei oder vier wirklich überflüssige Regalhüter („Dalai Lama: Mitgefühl leben“ oder sowas) aus und schlage ihr großzügig vor, die zehn verfügbaren quadratischen Regalelemente „drei zu sieben“ aufzuteilen, was rein inhaltsmäßig schon ein enormes Zugeständnis meinerseits ist. Finde ich jedenfalls.

Das kommt aber nicht gut an bei meiner Krimienthusiastin. „Dann bring doch wenigstens welche davon auf den Dachboden!“, kriege ich zu hören. Das wäre eine Notfallmaßnahme, die ich mir jedoch als letzten Auweg aufsparen will. Zum Glück kommt die Liebste von selber auf den naheliegenden Gedanken, die Bücher, die sie mit hundertprozentiger Garantie nie wieder lesen wird, weiterzuverschenken: „Habt ihr nicht so eine Bücherei im Heim?“, fragt sie.

Haben wir, aber es handelt sich dabei um ein einziges 1,25m breites und 2m hohes IKEA-Regal, das schon ziemlich befüllt ist. Zwanzig bis dreißig weitere Bücher wird es aber verkraften. Weitere etwa vierzig Bücher wandern in den „Literaturschrank“ vor der Sparkasse, so dass ich meiner Einschätzung nach meine „Drei-zu-Sieben“-Ausgangsverhandlungsposition halten kann.

Noch ist die (Buch-)Messe nicht gesungen, aber mit diesem Zwischenergebnis begeben wir uns beide erstmal in die Mittagspause, jeder zufrieden, dass demnächst wieder übersichtliche Ordnung herrscht.