Geschichten die das Leben schrieb: wie Unpolitische politisch werden

Als ich von der Arbeit nach Hause kommen, empfängt mich die Frau, kaum dass ich Mantel und Tasche abgelegt habe, mit einer Kurzzusammenfassung ihres neben dem Home Office erledigten nachmittäglichen Fernsehkonsums, der in der Regel aus Mediathek-Krimis oder Prominenten-und-Klatsch-Fornmaten besteht. Heute nicht:

“Also, ich hab mir auf Phoenix mal diese Bundestagsdebatte angesehen. Die EINZIGEN, die noch irgendwas Vernünftiges sagen zum Krieg und all dem Zeug, ist die AfD. Und so ein fraktionsloser Abgeordneter, der auch gesagt hat, dass man diesen ganzen Wahnsinn stoppen muss. Dem haben sie gleich das Wort abgeschnitten und gefragt, ob ihm Putin die Rede geschrieben hätte…”

Ich schaue erstaunt meine eigentlich jeder politischen Diskussion abholde Gattin an und wundere mich über soviel Aufmerksamkeit für Dinge, die sie sonst eher langweilen oder abstoßen. Und sie ist noch nicht fertig:

“Das ist so deprimierend… Jeder, der nicht für den Krieg ist und für Waffenlieferungen, wird als Putinfreund bezeichnet. Das soll Meinungsfreiheit sein? Eine richtige Debatte ist überhaupt nicht möglich, alle sind kriegsbesessen und haben ihr Feindbild festzementiert. Der Schlimmste ist übrigens dieser Merz von der CDU… Es ist alles nur noch deprimierend!”

Ich gebe ihr recht und beschließe, diese grundsätzlich korrekte Wahrnehmung bei nächster Gelegenheit durch passsende Gegeninformationen zu unterstützen.

Wenn fundamental unpolitische Personen wie meine Liebste schon darauf kommen, dass kriegslüsterne Verbrecher dieses Land regieren und jegliche abweichende Meinung aus dem öffentlichen Diskurs ausgegrenzt und diskreditiert wird, ist vielleicht noch nicht alles verloren, was die Opposition gegen die rotgelbgrüne Faschisierung und das Unternehmen Barbarossa 2.0 betrifft.