Ein Pflästerchen von der Obrigkeit

Die huldvoll-gnädige Obrigkeit hat ihren Untertanen ein Pflästerchen spendiert (ein Sarg wäre passender) gegen den finanziellen Todesstoß, den der Säbel der Preiserhöhungen (vor allem für Energie) jedem einzelnen versetzt, der von Lohnarbeit leben muss.

Es wird erwartet, dass die Untertanen dankbar sind, jedenfalls aber Ruhe geben, und sich ein bisschen zanken, ob das nun zu wenig, genug oder gerecht verteilt ist. Einmalig 300 Euro gegen Preissteigerungen, die jeden Monat schon mehr als diesen Betrag ausmachen – und dieses Almosen wird noch besteuert.

Auf meiner Lohnabrechnung heute kamen knapp 200 Euro davon an. Dafür informieren uns Regierung und Medien tagtäglich, dass Opfer zu bringen sind im Krieg gegen Russland. Die Bürger, in ihrer Mehrheit, schlucken das noch.

Die Verarmung und Deindustrialisierung des ganzen Landes, der hysterische Fanatismus, mit dem Russland “ruiniert” werden soll (und die Besessenheit, mit der an diesem Ziel festgehalten wird, obwohl die Sanktionskrieger sich selber ruinieren statt ihren Feind) – all das nimmt die Volksgemeinschaft leise murrend hin.

Warum? Weil sie mehrheitlich noch genau den Kapitalismus, der ihr jetzt unmissverständlich klar macht, dass sie nur Verfügungsmasse der Staatsziele ist, für ihr einziges Überlebensmittel hält. Und das ist er ja auch.

Bis die Leute es satt haben, (nicht nur) für den Krieg ihrer Herrschaft zu hungern, zu frieren und sich das Leben nicht mehr leisten zu können. Dann könnte der Zeitpunkt kommen, an dem die Lohnarbeiter sich den Kapitalismus nicht mehr leisten wollen.

Was Deutschland betrifft, ergreift an dieser Stelle regelmäßig Pessimismus, Frustration und Hoffnungslosigkeit die Gemüter der wenigen, die sich etwas anderes als Kapitalismus vorstellen können, um die gesellschaftzliche Reproduktion zu organisieren. Das ist nicht klug. Es ist unangebracht, die persönlichen Stimmungslagen zum Kriterium des Handelns zu machen.

Machen wir aus Hoffnungslosigkeit eine Kampfposition. Arbeiten wir dafür, dass sich die Einsicht durchsetzt, dass Kapitalismus als Kind schon scheiße war. Egal wie hoffnungslos es mitunter aussieht, wenn wir uns die lieben Mitmenschen anschauen.