Geschichten die das Leben schrieb: die politisierte Gattin, Part II

Ich sitze mit der Liebsten in der Küche der Ferienwohnung, draußen weht ein heftiger Wind von mindestens Windstärke 8, und wir hören uns bei einem Glas Rosé eine Weile das neueste Video Update von Alex Christophorou (The Duran) an.

Für meine apolitische Gattin das erste Mal; eigentlich hatte ich das Video aufgerufen und wollte schon auf Kopfhörer umstellen, als die Frau erschien – aber sie wollte heute mal selber reinhören. Wir hören eine Weile zu, erfahren die gruseligen Details einer „Fighting the Inner Enemy“-Rede, die der demente US-Präsident vor einer dystopischen Kulisse, die direkt aus einem Horror- oder Satanistenfilm entlehnt scheint, vom Teleprompter abliest: blutrot-schwarze Deko, Marines im Hintergrund, man ist an „Star Wars“ erinnert, wenn Emperor Palpatine die Klon-Armeen gegen die Rebellen einschwört.

Wie in Deutschland und der ganzen EU, wird auch in den USA angesichts des wirtschaftlichen, sozialen und intellektuell-kulturellen Niederganges des westlichen Imperiums verstärkt an der Gleichschaltung der öffentlichen Meinung und an einer Feindbildpflege gearbeitet, die faschistisch zu nennen übertrieben ist: jedwede Äußerung, die die offizielle Regierungsversion zur Ukraine, zum Sanktions- und Wirtschaftskrieg gegen Russland, zur Agenda der Globalisten und Neo-Konservativen anzweifelt, jeder Dissens vom Kriegskurs NATO-Machthaber, wird reflexhaft und kategorisch als „pro-Putin“, „russische Desinformation“, Verschwörungstheorie“, „Querdenker“, Rechts!“ und „Nazis!“ gedisst.

Weiterhin erfahren wir einiges über den hollywoodreifen Stunt des Kiewer Regimes, ein Kommandounternehmen von 70 Soldaten in Schlauchbooten über ein Wasserreservoir in die Nähe des AKW Saporoschja zu schicken, um dieses genau zum Zeitpunkt des Besuchs der IAEA-Inspektoren zu kapern. Dummerweise waren die russischen Bewacher des AKW wohl im Bilde und vernichteten die ukrainischen Desperados. Echo dieser wahnwitzigen Aktion in den westlichen Medien: nichts. Schweigen. Keinerlei Erwähnung.

Nach etwa 20 Minuten sagt meine Liebste: „Pause?“

Ich klicke auf das „Stop“-Icon und nippe am Weinglas. Die Grau stützt derweil den Kopf auf die Hände und verharrt eine ganze Weile im dieser Haltung. Dann bricht es aus ihr raus:

„Ich bin entsetzt. Ich bin fassungslos! Über die Regierung, über diese Gesellschaft, über diese Baerbock, diesen Habeck oder über diese Zuchtstute da in Brüssel, die uns das alles einbrocken.“

„Das wird so zusammenkrachen alles. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich nicht mehr jung bin. Als junger Mensch – da kann man doch eigentlich nur auswandern. Wenn ich dreißig wäre, würde ich auswandern. Nach Russland. Da ist man jung genug, da kann man auch Russisch lernen. Aber hier zu bleiben, in diesem Land, mit diesen Politiker und mit den ganzen Vollidioten, die das auch noch unterstützen, das geht doch eigentlich gar nicht.“

Da kann ich ihr nur zustimmen. Wäre ich 30 oder 40 Jahre jünger, wäre ein Neubeginn in Russland durchaus eine Option. Lieber noch China, aber Chinesisch zu lernen traue ich mir nicht zu, und Russisch kann ich wenigstens ein bißchen. Andrerseits könnte man ja auch in Deutschland dafür sorgen – oder sich wenigstens dafür einsetzen – dass die Verhältnisse, die immer nur zum Schaden der lohnarbeitenden Leute sind, sich ändern.

Die Frau jedenfalls hat die Faxen dicke und bemerkt abschließend:

„Ich hätte nie gedacht, dass ein System so korrupt sein kann.

Da kann man sich nur noch einen ansaufen. Mach mal den Rotwein auf.“