Geschichten die das Leben schrieb: Schiff ahoi!

Mein Leben nimmt eine radikal neue Wendung, die allerdings auf bewährte Familientraditonen zurückgreift:

Schon der älteste, ca. 1770 dokumentarisch nachgewiesene Vorfahre, ein Peter Strathus, übte den Beruf des Schiffszimmermannes aus.

Auch erinnere ich mich gut an meinen Großonkel Schorsch, ebenfalls Schiffszimmerman, der uns in unserer Kindheit ab und zu in unserem Hamburger Unterschichts-Mietshaus besuchte. Er hatte immer einen riesigen Seesack dabei, und Hände groß wie Bratpfannen, und sein eigentümliches Platt verstanden wir Kinder kaum.

Mangels handwerklichen Talents kann ich leider nicht in die Fußstapfen von Vorfahr und Großonkel treten, doch auch mich verschlägt es nun in die Seefahrt:

Mit dem Erwerb der „Fisherman‘s cap“ der Traditionsfirma Fiebig wird man – so ist es Brauch an der Küste – automatisch Leichtmatrose auf einem Fischkutter. Morgen früh um 4:00 sollen wir in See stechen, um vor der dänischen Küste den Ostsee-Dorsch zu fangen. Werde ich es schaffen, so früh aufzustehen? Wird der Wecker Klingel? Habe ich überhaupt einen mit?

Fragen, die nur das Fisch-Orakel beantworten kann, bei dem die Gräten eines Seehechts rückwärts abgezählt werden. Endet man mit einer ungeraden Zahl, darf man im Bett bleiben, ist die Zahl gerade, gilt: „Raus aus den Federn und hinaus auf See!“.

Dann heißt es für die Fischersfrau, die Tränen zurückhaltend am Fenster zu stehen und „Junge, komm bald wieder“ zu summen.

Ja, so ein Ostsee-Urlaub ist voller Erlebnisse.