Geschichten die das Leben schrieb: Atomkriegsvorräte die noch vor dem Krieg leer sind

Nach umfangreichen Bevorratungsaktionen insbesondere beim Weinhändler unseres Vertrauens fühlen die Liebste und ich uns gerüstet für die Wechselfälle dieser ungemütlichen Zeiten. Im Keller lagern vier oder fünf Kartons mit jeweils sechs Flaschen Rotwein, auch das Küchenregal ist prall gefüllt mit verschiedenen Flaschen des edlen Rebensaftes.

Allerdings mit dem falschen, jedenfalls nicht mit dem Lieblingswein der Frau. Sie bevorzugt einen französischen Wein aus dem Languedoc mit reichlich Restsüße; obendrein „eine so ungewöhnliche wie spannende Cuvée aus Marselan und Alicante Bouschet, die schon mit ihrer tiefroten Farbe zu beeindrucken weiß. Das Bouquet mit reifen roten Beeren und würzigen Kräutern ist ebenso animierend wie der herrlich kräftig-fruchtige Geschmack und der saftige Nachhall.“

Dem ist wenig hinzuzufügen, außer dass der besagte Tropfen namens „Les Ormières“ nur noch im Keller lagert, statt griffbereit oben in der Küche zur Verfügung zu stehen. Ich werde in den Keller geschickt, um Nachschub des Languedoc-Weines zu holen, „am besten gleich einen ganzen Karton!“. Als Quartiersmeister und Bevorratungsexperte unserer privaten Volksrepublik bin ich eher zögerlich, was den unkontrollierten Verbrauch unsrer Notstandsvorräte betrifft, zumal im Küchenregal etliche andere ebenso trinkbare Weine liegen.

Meine Bedenken werden allerdings übergangen; die Liebste besteht auf genau diesem Wein.

Ich schleppe also einen Karton „Les Ormières“ hochin den dritten Stock und verteile die Flaschen im Weinregal. „Das Zeug ist ja wirklich lecker, da gebe ich dir recht“., wende ich mich an meine trinkfeste Lebenspartnerin. „Dann sollten wir auf jeden Fall, so als Grundstock unserer Atomkriegsbevorratung, noch mehr davon einlagern!“

Die Frau lacht und meint: „Ach, bis zum Atomkrieg hab ich das leer getrunken…!“