Fallstricke des Karrierismus bürgerlicher Charaktermasken

Wenn man schon als bürgerlicher Politiker keine Ahnung vom wirklichen Leben hat, braucht man wenigstens einen eindrucksvollen akademischen Titel. Einen Doktor-Titel zum Beispiel. Das soll dem Durchschnittsuntertanen signalisieren, dass hier ein echt schlaues Kerlchen am Start ist, eine Akademikerin und Absolventin höherer Bildung im Falle von Frau Giffey.

Diese Machthaber ahnen irgendwie, dass ihr Sich-Hochdienen im Parteiapparat, ihr Karrierismus innerhalb der politischen Hierarchie, nicht wirklich als überzeugende Qualifikation durchgeht; sie meinen, sich mit akademischen Weihen schmücken zu müssen, weil sie wissen, dass das Konkurrenzumfeld davon genauso beeindruckt ist wie sie selbst in ihren wichtigtuerischen kleinen Karrieristengemütern.

Da schreibt man dann irgendeinen Schmarrn zusammen, der einem den ersehnten Titel bringen soll, findet einen willigen Betreuer, der das zusammengestoppelte Blabla durchwinkt – und fertig ist die Eintrittskarte in die Kreise mit der höheren Bezahlung.

Und wenn man‘s nicht ganz doof anstellt, kommt man damit sein Lebtag lang durch und keiner merkt‘s. Frau Giffey hat es nicht geschafft; das macht sie zu keiner besseren oder schlechteren Politikerin als andere, nur zu einer dümmeren:

„Das größte Defizit der Doktorarbeit mit dem Titel “Europas Weg zum Bürger – Die Politik der Europäischen Kommission zur Beteiligung der Zivilgesellschaft” liegt allerdings nicht in den schlampigen Quellenangaben, und liegt auch nicht in der Frage, ob die Ministerin nun eine “amerikanische Zitierweise” anwandte, die einige der Unsauberkeiten erklären sollte.

Wem dient eine solche Dissertation?

Das eigentliche Problem ist: Franziska Giffey schrieb eine Doktorarbeit über sich selbst. Sie beleuchtete darin die Beteiligung der Zivilgesellschaft an EU-Politik. Als Untersuchungsgegenstand diente ihr Berlin-Neukölln, wo Giffey als Europabeauftragte arbeitete, als die 266-seitige Schrift berufsbegleitend entstand.

Wem dient eine solche Dissertation? Leistet sie einen Beitrag zur politikwissenschaftlichen Forschung, wie es von einer Doktorarbeit zu erwarten wäre? Das ist mindestens zweifelhaft. Am ehesten nützt sie wohl der Verfasserin, die sich in der Folge mit einem akademischen Titel schmücken darf, der auf ihre Glaubwürdigkeit als Politikerin einzahlen soll.“

https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/franziska-giffey-dissertation-zwar-legal-aber-wertlos-kommentar-a-1294259.html