Geschichten aus dem Pflegeheim: Schicht im Schacht

Momentaufnahme der “Übergabe“ (Frühschicht/Spätschicht).

Die Kollegen sind sämtlich kurz vor oder hinter dem Burnout. Heute mussten wir morgens zu viert die 22 Bewohner des Wohnbereiches versorgen und betreuen – sonst sind mindestens sieben Leute in der Frühschicht.

Der fünfte Kollege wurde zum „Teildienst“ nach Hause geschickt, um den noch übleren Personalmangel am Nachmittag aufzufangen.

Teildienste werden nicht extra bezahlt, bedeuten aber für die betroffenen Kollegen zusätzlichen Stress durch den Leerlauf zwischen den Dienstzeiten, der bestimmt ist durch die Gewißheit, in ein paar Stunden wieder antreten zu müssen. Außerdem natürlich maximale Scheisse für Kollegen, die weiter weg wohnen.

Heute hätten wir uns Rollschuhe unter die Füße binden können und hätten trotzdem nicht das Pensum geschafft. Während die Pflegekollegen rotieren wie die Hubschrauber, habe ich Frühstück und Mittagessen für die Bewohner zu managen und nebenher bzw. zwischendurch für die nicht bettlägerigen irgendeine Betreuung zu gewährleisten.

Diejenigen, die ihr Zimmer und ihr Bett nicht verlassen können, fallen aus dem Betreuungsangebot ganz raus und müssen froh sein, wenn sie zu den Mahlzeiten wenigsten einen haben, der ihnen das Essen anreicht.

Das läuft daraus hinaus, dass im Grunde noch nicht mal Zeit für eine Pinkel- oder Zigarettenpause bleibt. Hinzu kommt die Isolation des Wohnbereichs aufgrund des Noro-Virus-Ausbruchs. Mehr als 5 Minuten Zeit zwischendurch für die dringendsten Fälle der desorientierten verlorenen Seelen des Wohnbereiches bleibt nicht.

Mehr Personal, Beendigung der Arbeitsverdichtung und mehr Geld ist die Parole, in dieser Reihenfolge. Und wenn ich noch einmal irgendeinen Deppen real oder verbal klatschen höre, gibt’s einen Satz heiße Ohren.