Bewohner im Pflegeheim während des heutigen Sirenenalarms.
Obwohl wir natürlich vorab ausgiebig über das Thema und den Übungscharakter des „Warntages“ gesprochen hatten, ändert das nichts an den Erinnerungen dieser Generation an Fliegeralarm, Bombennächte und überstürztes Aufsuchen der Schutzräume.
Die Dame, die sich die Ohren zuhält, ist eine von etlichen in der Gruppe, die sich lebhaft an ihre Kindheit in den 1940er-Jahren, an verschüttete Bunkerinsasssen, an die Leichen auf den Straßen beim Verlassen der Schutzräume und dergleichen erinnern.
Die Bedeutung der einzelnen Tonsignale (Ankündigung, unmittelbare Gefahr, Entwarnung) muß man diesen Leuten nicht erklären – das kennen sie alle auswendig.
Ebenso erstaunlich wie die immensen Traumatisierungen dieser Generation ist auch ihre umfassende, alles Weitere ausblendende Bereitschaft, sich ausschließlich als OPFER schlimmer Zeiten und grausamer Umstände zu fühlen. Faschismus und Krieg werden hauptsächlich vom Ende her betrachtet, als der Krieg vergeigt und es mit der Nazi-Herrlichkeit vorbei war, und als zu Bomben und Kriegsbewirtschaftung auch noch Flucht und Vertreibung, also „der Russe“, kam.
DAS rechnet die Mitläufergeneration der faschistischen Führung (der sie zuvor zugejubelt hatte) als Sünde an, während man für Juden- und Kommunistenverfolgung sowie für das ganze Projekt eines völkischen Imperialismus sehr viel Verständnis hatte und (in seiner modernen demokratischen Version) hat.