Die Mieterin im 1. Stock im Vier-Parteien-Haus zieht aus. Nach dem Auszug ihrer beiden erwachsenen Töchter kann sie alleine sich die Miete nicht mehr leisten.
Hinzu kommt, dass der Vermieter, der das Haus vor einigen Jahren als Einkommensquelle erworben hat, den gesetzlichen Rahmen für Mietsteigerungen ausnutzt und alle drei Jahre die Miete um die maximal erlaubten 15% erhöht.
Die Mieterin im zweiten Stock, ebenfalls alleinstehend und seit über 30 Jahren hier wohnhaft, kann sich nach den diversen Mieterhöhungen der letzten Jahre gerade noch so über Wasser halten, wenn sie auf alle persönlichen Aufwendungen verzichtet, die nicht zum unmittelbaren Überleben notwendig sind.
Sie steht allerdings kurz vor der Aufgabe, weil sie es einfach nicht mehr gebacken kriegt. Mehrfache Eingaben an und Gespräche mit dem Vermieter haben ihr gezeigt, dass der Mann sein Investment in die Immobilie marktwirtschaftlich sachgerecht als Revenuequelle nutzt und systemgemäß keine Rücksicht auf die finanzielle Situation seiner Mieter zu nehmen bereit ist.
Wir selber – die Frau und ich – sind als zuletzt hinzugekommene Mieter von vornherein schon mit einer „ortsüblichen Miete“ bedacht worden, müssen uns nach nunmehr drei Jahren aber ebenfalls auf eine Mieterhöhung einstellen.
Dass der Eigentümer seine Einkommensquelle optimiert, indem er seine Mieter soweit ausquetscht, wie es die Gesetzeslage zulässt (selbst seine Grundsteuer und Gebäudeversicherung darf er – so sorgt der Staat für die Klasse der Grundbesitzer – auf die Mieter abwälzen), liegt in der Natur der Eigentumsordnung in diesem Reich der Freiheit.
Mein erster Gedanke angesichts der Option, demnächst an die 150 Euro mehr Miete zahlen zu müssen: dem Vermieter zu sagen, dass ich gerne bereit bin, ihm durch diesen Mehrbetrag zu weiteren Reichtum zu verhelfen – vorausgesetzt, mein Lohn erhöht sich ebenfalls alle drei Jahren um 15%.
Da dies vor der bürgerlichen Gerichtsbarkeit, die dem Schutz und Erhalt des Eigentums verpflichtet ist, kaum Bestand haben wird, bleibt nur das Abwägen, ob ein Unzug in eine billigere Wohnung nicht letztlich ebenso kostspielig ist wie das zähneknirschende Akzeptieren des staatliche sanktionierten Bereicherungsautomatismus zugunsten der besitzenden Klasse.
Unterm Strich wieder mal ein guter Grund, dem gesamten Dreckskapitalismus und seiner Geschäftemacherei mit den Überlebensnotwendigkeiten der Leute die Pest an den Hals und ein baldiges Ende zu wünschen.