Eigentlich vermiede ich solche esoterischen Debatten, heute aber hat mich ein geflügelter Geist des ernsten Schabernacks geritten und ließ mich folgenden Senf (als Antwort auf eine Frage an mich) dazu geben:
(Name), ich habe nicht gesagt, Ei- und Samenzelle hätten ein Bewusstsein. Jedenfalls nicht so wie du es meiner Einschätzung nach zu meinen scheinst. Ich würde die Formulierung bevorzugen: sie bestehen aus Bewusstsein, so wie alles Lebendige.
Wenn „Bewusstsein“ für dich das ist, was zu sich selber „Ich“ sagt, wirst du das Folgende nicht verstehen bzw. nicht akzeptieren. Ich versuch’s trotzdem:
Ei- und Samenzelle sind lebendig, wenn sie neues Leben erzeugen. Wo also machst du den Beginn des Lebens fest? Du kannst es nicht. Die Kette geht zurück bis zu den ersten elektrischen Impulsen im Urmeer vor Millarden Jahren. Es läßt sich also noch nicht mal sagen wo und wann Leben/Bewusstheit beginnt; die Annahme, dass Bewusstsein mit dem Ende seiner physischen Basis endet ist eine HYPOTHESE, die in einem Bewusstsein entsteht, das sich mit der sehr limitierten Idee des „Ich“ identifiziert und das die Abwesenheit eines Ichs mit der Abwesenheit von Bewusstsein gleichsetzt.
Bewusstsein manifestiert sich als Leben (wenn ihm danach ist), benötigt aber in der physischen Welt die Evolution und die Naturgesetze, um bis an den Punkt zu gelangen, wo es sich selber (wieder-)erkennt. Zwischendurch hat es vom Einzeller bis zum menschlichen Ego alle Stadien der Bedingtheit durchlaufen („Entstehen in Abhängigkeit“ in buddhistischer Terminologie).
Es ist nicht gesagt (und auch nicht nötig), dass ein individuelles Bewusstsein sich selbst so auf den Grund blickt/auf die Schliche kommt, dass es in dem aufgeht, was vor Geburt und nach Tod eines physischen Körpers da ist.
Ich weiß, dass dies alles harte Kost für einen rationalen Verstand ist (ich befinde mich selber im Besitz eines solchen), kann es aber ich nicht anders ausdrücken. Man gerät hier zwangsläufig auf mystisch vermintes Gelände. Hinter den Worten liegt die Bedeutung verborgen, so wie hinter den Erscheinungsformen des Lebens des Bewusstsein. Das kann man nicht beweisen, aber SEIN (schon zu sagen, dass man es erfahren kann, ist falsch, weil Erfahrender, Erfahrenes und der Vorgang des Erfahrens in diesem Punkt eins werden).
Deswegen sind die Naturgesetze das wirkliche Wunder in dieser Welt. Nicht irgendein Budenzauber mit Fischen und Broten oder übers Wasser gehen oder ähnliche Kindermärchen, sondern die Tatsache, dass Bewusstsein sich tatsächlich als Leben manifestiert und dafür all die in der physischen Welt erforderlichen Prozesse durchläuft – bis zu dem Punkt, wo es sich im Individuum selbst zu reflektieren in der Lage ist (nur in der Lage, nicht automatisch!).
Sorry für den mystischen Exkurs, vielleicht spricht es etwas in dir an – vielleicht nicht. Dann nichts für ungut.