
Ein schöner Artikel im „Jacobin“-Magazin über den von mir sehr geschätzten Wiglaf Droste.
Im Gegensatz zu Wiglaf werde ich wohl erst posthum die Berühmtheit und Anerkennung erreichen, die er bereits zu Lebzeiten genoß (die mir aber grundsätzlich sowieso am Arsch vorbei geht).
Droste-Teste sind jedenfalls immer extrem lesenswert und unterhaltsam, sein Wortwitz und seine kreative Schöpferkraft in Bezug auf drastische Verbalisierungen der allenthalben zu beobachtenden selbstwichtigen Dummheit sind brillant.*
„Ab Mitte der 2000er häuften sich bei Droste, der wohl seit den 1980er Jahren Alkoholiker war, Ausfälle als Künstler und auch das Privatleben des Menschen, von dem es hieß, er habe nie Möbel besessen, sei große Teile seines Lebens nicht krankenversichert gewesen und habe von sich aus nie Steuern gezahlt, verschattete sich zunehmend. In den letzten Jahren seines Lebens wurde es öffentlich stiller um Droste, sein Gesundheitszustand verschlechterte sich. 2019 starb er im Alter von 57 Jahren an den Folgen einer Leberzirrhose.
(…)
Satire wird oft als eine Form frecher Spaßmacherei akzeptiert und abgewertet zugleich, da diese im Zweifelsfall eben nicht ernst zu nehmen ist. Dabei ist Satire unzweifelhaft eine ernste Angelegenheit, die genau solange als Spaßmacherei toleriert wird, bis sie dem Establishment tatsächlich ans Privileg rührt. Was jeweils Establishment ist, war für Droste nicht nur eine Frage der Klasse oder des Geldes, sondern in erster Linie der kulturellen Hegemonie im jeweils adressierten Kosmos.
Neben dem vermeintlich liberalen Bildungsbürgertum, an dem Droste vor allem das Philisterhafte hasste, legte er sich bevorzugt mit der linksalternativen Szene an, die er von innen immer wieder heftig für wahrgenommene Selbstgerechtigkeit attackierte. »Zufriedensein mit dem eigenen Linkssein, so etwas fand Wiglaf zeitlebens ekelhaft«, schreibt Meueler.“
https://jacobin.de/artikel/wiglaf-droste-die-welt-in-schach-halten-christof-meueler