



Hier lässt sich’s leben. Wenn man Geld hat. Und zwar genug davon, um die erstaunliche Mieten zu bezahlen, die inzwischen hier aufgerufen werden.
Die Spekulation mit Wohnraum hat eine Gentrifizierung bewirkt, die nicht mehr zu übersehen ist: in fast jeder Straße Oberkassels Gerüste, Baustellen, Kernsanierungen, Umwandlung der mehrgeschossigen historischen Villen in hochpreisige Eigentunswohnungen (jeweils eine pro Etage). Dann Einzug betuchter Neubesitzer, jeder wieder – einzige Sorge dieser begüterten Schicht – mit mindestens einem Luxus-SUV im Kampf um die spärlichen Parkplätze.
Leute mit normalen Einkommen weichen nach und nach in andere Stadtteile aus, die aber vergleichsweise ebenfalls immer teurer werden.
Für die Miete unserer Dachwohnung ohne Aufzug und ohne Balkon würde wir heute bestenfalls noch irgendein Kellerloch mit der Hälfte an Quadratmetern bekommen. Fürs erste scheinen wir hier aber sicher zu sein, da die Verkaufsabsicht des Hausbesitzers bisher noch keine konkrete Form angenommen hat und unsere Wohnung von den vier Etagen die unattraktivste für potentielle Käufer ist.
Trotzdem hat jede Mietpartei im Haus begonnen, sich „auf dem Markt“ nach anderem Wohnraum umzugucken – eine äußerst frustrierende Erfahrung, die einen im Grunde nur hoffen lässt, dass man durch Glück und Beziehungen irgendwie außerhalb des Rattenrennens des „freien Marktes“ an eine bezahlbare Unterkunft kommt.
In dieser Welt des Eigentuns und ihrer Scheidung von Arm und Reich ist man als freier Eigentümer von nichts als der eigenen Arbeitskraft sein Leben lang Spielball der Interessen der Vermögenden, sogar mit essentiellen Lebensbedürfnissen wie Nahrung und Unterkunft. Noch bizarrer als diese Tatsache ist nur der Umstand, dass das als selbstverständliche Normalität wahr- und hingenommen wird.