Immer wieder hört man von westlich indoktrinierten Bürgern eine merkwürdige Klassifizierung von Staaten: in ihrer Vorstellung gibt es auf der einen Seite „Demokratien“ und auf der anderen Seite alle anderen Staatsformen. Neulich fragte mich ein Gesprächspartner in einer Unterhaltung über ein bestimmtes lateinamerikanisches Land, ob das betreffende Land „eine Demokratie“ oder etwas anderes sei.
Schon dass Demokratie für eine Staatsform gehalten wird, gibt Auskunft über die fundamentale Ignoranz dieser Gut-Böse-Dichotomie. Jeder hat gelernt (weil Medien, Schulbücher, Politiker und staatlich bezahlte Wissenschaftler und Ökonomen es ihm sagen), dass Demokratie das Gute ist und außerdem auf jeden Fall marktwirtschaftlich, also kapitalistisch, so dass sozialistische Staaten schon mal per se keine Demokratien sein können.
Den Gedanken, dass Demokratie die perfekte Form bürgerlicher Herrschaft ist, kann der bürgerlich konditionierte Verstand nicht denken, denn für ihn gibt es dort, wo Demokratie herrscht, keine Herrschaft – dort wird nur regiert. Und zwar so, wie es die Mehrheit demokratisch entschieden hat.
Damit beginnt und endet das politische Weltbild eines durchschnittlichen Insassen des Kapitalismus. Wenn er alle paar Jahre zur Abstimmung gerufen wird über die VERWALTUNG von Verhältnissen, die er kategorisch und definitiv NICHT ändern kann, hält er das für das größte politische Glück auf Erden und für den Beweis westlicher Freiheit.
Die Schlechtigkeit derjenigen Staaten und Systeme, die seine Obrigkeit gerade auf die Feindesliste gesetzt hat, macht sich für den propagandisierten westlichen Demokraten schon daran fest, dass dort entweder die Wahlen „nicht demokratisch“ sind oder nur eine Partei zur Verfügung steht. Besonders letzteres ist der schlagende Beweis für die Abwesenheit von Demokratie. Dass das Wort selbst lediglich „Volksherrschaft“ bedeutet, also von der Art der Auswahl des Herrschaftspersonals gar nicht die Rede ist, muß einen überzeugten Demokraten dabei nicht stören.
Insofern ist im Falle Chinas die Frage beantwortet, bevor sie gestellt ist: bei diesem Land kann es sich nur um eine Autokratie oder, noch schlimmer, eine Diktatur handeln. Eher letzteres, denn dort herrscht bekanntlich eine Kommunistische Partei, und der Chef vom Ganzen, so steht es in den Zeitungen und so sagen es die Nachrichten, ist eine Art roter Kaiser. Jedenfalls weiß ein freier demokratischer Bürger ganz genau, dass in solchen Ländern tatsächlich GEHERRSCHT und nicht bloß wie bei uns REGIERT wird. Deswegen weiß man auch, dass Staatsoberhäupter in solchen HERRSCHAFTSsystemen nicht Präsidenten, Premierminister oder Kanzler sind (auch wenn sie sich anmaßenderweise so nennen), sondern Machthaber, Autokraten und Diktatoren.
Erst recht unvorstellbar für einen westlichen Medienkonsumenten und Absolventen von Sozialkunde- und Konfirmationsunterricht ist die Möglichkeit, das Demokratie mitnichten mehrere konkurrierende Parteien braucht, um den Willen der Mehrheit der Bevölkerung im Interesse dieser Mehrheit zum erfolgreich durchgesetzten politischen Programm zu machen. Eher würde er an die Friedfertigkeit eines Kriegsbündnisses oder an die arbeitnehmerfreundlichen Intentionen von Arbeitgeberverbänden glauben, als eine Vorstellung zuzulassen, die für den Bürgerverstand lauterstes Ketzertum ist:
Dass nämlich eine breite, umfassende, detaillierte Erörterung der politischen Planungen auf allen Ebenen von Bürgerbeteiligung und staatlichen Strukturen eine tausendmal geeignetere demokratische Partizipation ist als periodische Wahlen, bei denen untereinander um die politische Macht konkurrierende politischer Parteien ermächtigt werden, einer gesellschaftliche Reproduktion vorzustehen, die niemals ins Frage gestellt wird und werden darf.
Der marxistische Wissenschaftler Ronald Boer spricht über die chinesische Demokratie:
„Damit der Wille der KPCh zum Willen des Volkes werden kann, muss er einen umfassenden demokratischen Prozess durchlaufen. Er geht aus diesem Prozess hervor und durchläuft dann diesen Prozess auf den vielen Ebenen des Volkskongresses und der politischen Beratungskonferenzen, wobei er auf dem Weg bedeutendes Feedback, Diskussionen und Vorschläge erhält, und erst dann kann ein Vorschlag angenommen werden.“
Untertanen
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Immer wieder hört man von westlich indoktrinierten Bürgern eine merkwürdige Klassifizierung von Staaten: in ihrer Vorstellung gibt es auf der einen Seite „Demokratien“ und auf der anderen Seite alle anderen Staatsformen. Neulich fragte mich ein Gesprächspartner in einer Unterhaltung über ein bestimmtes lateinamerikanisches Land, ob da betreffende Land „eine Demokratie“ oder etwas anders sei.
Schon dass Demokratie für eine Staatsform gehalten wird, gibt Auskunft über die fundamentale Ignoranz dieser Gut-Böse-Dichotomie. Jeder hat gelernt (weil Medien, Schulbücher, Politiker und staatlich bezahlte Wissenschaftler und Ökonomen es ihm sagen), dass Demokratie das Gute ist und außerdem auf jeden Fall marktwirtschaftlich, also kapitalistisch, so dass sozialistische Staaten schon mal per se keine Demokratien sein können.
Den Gedanken, dass Demokratie die perfekte Form bürgerlicher Herrschaft ist, kann der bürgerlich konditionierte Verstand nicht denken, denn für ihn gibt es dort, wo Demokratie herrscht, keine Herrschaft – dort wird nur regiert. Und zwar so, wie es die Mehrheit demokratisch entschieden hat.
Damit beginnt und endet das politische Weltbild eines durchschnittlichen Insassen des Kapitalismus. Wenn er alle paar Jahre zur Abstimmung gerufen wird über die VERWALTUNG von Verhältnissen, die er kategorisch und definitiv NICHT ändern kann, hält er das für das größte politische Glück auf Erden und für den Beweis westlicher Freiheit.
Die Schlechtigkeit derjenigen Staaten und Systeme, die seine Obrigkeit gerade auf die Feindesliste gesetzt hat, macht sich für den propagandisierten westlichen Demokraten schon daran fest, dass dort entweder die Wahlen „nicht demokratisch“ sind oder nur eine Partei zur Verfügung steht. Besonders letzteres ist der schlagende Beweis für die Abwesenheit von Demokratie. Dass das Wort selbst lediglich „Volksherrschaft“ bedeutet, also von der Art der Auswahl des Herrschaftspersonals gar nicht die Anrede ist, muß einen überzeugten Demokraten dabei nicht stören.
Insofern ist im Falle Chinas die Frage beantwortet, bevor sie gestellt ist: bei diesem Land kann es sich nur um eine Autokratie oder, noch schlimmer, eine Diktatur handeln. Eher letzteres, denn dort herrscht bekanntlich eine Kommunistische Partei, und der Chef vom Ganzen, so steht es in den Zeitungen und so sagen es die Nachrichten, ist eine Art roter Kaiser. Jedenfalls weiß ein freier demokratischer Bürger ganz genau, dass in solchen Ländern tatsächlich GEHERRSCHT und nicht bloß wie bei uns REGIERT wird. Deswegen weiß man auch, dass Staatsoberhäupter in solchen HERRSCHAFTSsystemen nicht Präsidenten, Premierminister oder Kanzler sind (auch wenn sie sich anmaßenderes so nennen), sondern Machthaber, Autokraten und Diktatoren.
Erst recht unvorstellbar für einen westlichen Medienkonsumenten und Absolventen von Sozialkunde- und Konfirmationsunterricht ist die Möglichkeit, das Demokratie mitnichten mehrere konkurrierende Parteien braucht, um den Willen der Mehrheit der Bevölkerung im Interesse dieser Mehrheit zum erfolgreich durchgesetzten politischen Programm zu machen. Eher würde er an die Friedfertigkeit eines Kriegsbündnisses oder an die arbeitnehmerfreundlichen Intentionen von Arbeitgeberverbänden glauben, als eine Vorstellung zuzulassen, die für den Bürgerverstand lauterstes Aketzertum ist:
Dass nämlich eine breite, umfassende, detaillierte Erörterung der politischen Planungen auf allen Ebenen von Bürgerbeteiligung und staatlichen Strukturen eine tausendmal geeignetere demokratische Partizipation ist als periodische Wahlen, bei denen untereinander um die politische Macht konkurrierende politischer Parteien ermächtigt werden, einer gesellschaftliche Reproduktion vorzustehen, die niemals ins Frage gestellt wird und werden darf.
Der marxistische Wissenschaftler Ronald Boer spricht über die chinesische Demokratie:
„Damit der Wille der KPCh zum Willen des Volkes werden kann, muss er einen umfassenden demokratischen Prozess durchlaufen. Er geht aus diesem Prozess hervor und durchläuft dann diesen Prozess auf den vielen Ebenen des Volkskongresses und der politischen Beratungskonferenzen, wobei er auf dem Weg bedeutendes Feedback, Diskussionen und Vorschläge erhält, und erst dann kann ein Vorschlag angenommen werden.“