Das WDR-Fernsehprogramm, das nebenher im Wohnzimmer läuft: „Sehr viele dieser jungen Menschen finden keinen Zugang zum Arbeitsmarkt“ sagt eine Sprecherin, offensichtlich in einer Meldung über irgendwelche Regierungsprogramme, die Jugendlichen schneller oder leichter zu Ausbildungsstellen verhelfen soll.
Sie läßt es mit dieser Formulierung so aussehen, als ob die Youngster einfach zu blöd sind, den Zugang zu den Millionen von tollen Ausbildungsplätzen zu finden, die alle darauf warten, besetzt zu werden. Der aus der Schule entlassene Nachwuchs scheint blind und ziellos umherzutappen, immer an der Wand lang, und findet einfach den Zugang nicht!
Können diese Kids, verblödet durch Handy-Gedaddel, Ballerspiele und Drogen, denn nicht einfach mal die Augen aufmachen und durch den leuchtenden, großen Zugang in den von Jobs überquellenden Tempel des Arbeitsmarktes schreiten?
Der nächste „Experte“ weiß, warum das Jungvolk arbeitsmarktmäßig schlicht nichts auf die Kette kriegt: es WILL gar nicht! „Viele junge Leute haben eine höchst selbstbezogene Einstellung zur Arbeit. Sie beginnen irgendeine Lehre, aber bei der ersten Konfrontation mit Schwierigkeiten schmeißen sie hin, sagen, dass das für sie der falsche Berufsweg sei und suchen sich das nächste“
Weder Expertem noch Moderatorin fällt auf, dass dies dann ja wohl Jugendliche sein müssen, die den berühmten „Zugang zum Arbeitsmarkt“ einigermaßen problemlos gefunden haben müssen.
Es gilt, jedes Scheitern an den Hürden, die vor dem Leben als Lohnarbeiter aufgerichtet sind, mal wieder als individuelles Versagen darzustellen, mit dem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem überhaupt nichts zu tun haben. Im Gegenteil, diese beste aller Welten, so liest sich’s zwischen den Zeilen, bietet für jeden eine einzigartige Fülle von Freiheiten und Möglichkeiten, sich selbst in einer schönen beruflichen Tätigkeit zu verwirklichen und damit seinen Teil zum Gesamtkunstwerk Deutschland beizutragen. Man muss halt nur den Zugang finden.